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Verantwortung

Endlich ankommen!

Trotz ungewisser Zukunft gibt GEH DEINEN WEG-Stipendiat Ibrahim Soltani stets sein Bestes. In seiner aktuellen Ausbildungsabteilung, dem Rechnungswesen in der EDEKA-Zentrale, geht er seiner Begeisterung für Zahlen nach. Großartige Unterstützung erhält er durch seine Mentorin Ellena Weiß. Sein großer Traum: für immer in Deutschland bleiben.

Knapp sieben Stunden Flugzeit liegen zwischen Hamburg und der iranischen Hauptstadt Teheran. Luftlinie etwa 4.000 Kilometer. Kaum zu glauben, dass Menschen diese Distanz ohne Transportmittel auf sich nehmen. »Die Flucht aus dem Krisengebiet war die einzige Chance auf ein besseres Leben«, verrät Ibrahim Soltani. Bereits im Kindesalter musste er mit seinen Eltern aus Afghanistan in den Iran auswandern. Doch dort spitzte sich die politische Situation weiter zu, die Flucht im Sommer 2015 erschien als einziger Ausweg.

In Hamburg angekommen, begann das Warten auf eine Wohnung und einen Schulplatz – nach fünf Monaten kam endlich der ersehnte Schulbescheid. Dank seiner bereits guten Deutschkenntnisse folgte nach zwei Monaten ein Schulwechsel. Die Gier nach Bildung trieb ihn förmlich an – so überbrückte er die Wartezeit mit dem Erlernen der deutschen Sprache, quasi in Eigenregie.

2017 war mein Jahr: den mittleren Schulabschluss in der Tasche, den Führerschein bestanden und einen Ausbildungsplatz gefunden.

Ibrahim Soltani

GEH DEINEN WEG-Stipendiat

Ohne den Ausbildungsplatz in der EDEKA-Zentrale hätte sein Erfolgsjahr eine dramatische wende genommen. "Kurz zuvor war mein Asylantrag abgelehnt worden, ohne den Ausbildungsplatz wäre ich abgeschoben worden."

Zurzeit hat Soltani lediglich eine begrenzte Aufenthaltsgenehmigung. Die daraus resultierende Ungewissheit macht ihm zu schaffen. »Jedes neue Schreiben vom Anwalt macht mir Angst.« Seine Mentorin, Ellena Weiß, Referentin in der Personalentwicklung in der EDEKA-Zentrale, bekräftigt die Problematik: »Ibrahim muss mit der ständigen Ungewissheit leben, was seinen Verbleib in Deutschland angeht, und zudem allen Anforderungen und Erwartungen von Arbeitgeber, Berufsschule, Ämtern und Anwälten gerecht werden.«

Leidenschaft für Zahlen

GEH DEINEN WEG Stipendiat Ibrahim Soltani bei der Arbeit in der EDEKA-Zentrale

Seine Leidenschaft für Zahlen passt perfekt in den GB Finanz- und Rechnungswesen bei Gruppenleiterin Barbara Mintas.



Fragt man Ibrahim nach seinem Bereich bei EDEKA, gerät er ins Schwärmen: »Im Zuge meiner Ausbildung bin ich gerade im Rechnungswesen angekommen. Zum einen waren Zahlen schon immer meine Leidenschaft, und zum anderen beschäftigen wir uns auch gerade in der Berufsschule mit diesem Thema – was soll ich sagen, es ist perfekt!«

Wenn er im kommenden Sommer seine Ausbildung beendet, ist es sein größter Wunsch, bei EDEKA zu bleiben – am liebsten, na klar, im Rechnungswesen.

Verlässlicher Rückhalt

GEH DEINEN WEG Stipendiat Ibrahim Soltani im Gespräch mit seiner Mentorin Elena Weiß in der EDEKA-Zentrale.

Deutsch und Englisch lernt Ibrahim Soltani parallel, die Fortschritte sind enorm – auch dank stetiger Hilfe seiner Mentorin. Vom gegenseitigen Austausch profitieren Ibrahim Soltani und Ellena Weiß gleichermaßen und erhalten wertvolle Einblicke in andere Erfahrungen.



Im Rahmen des GEH DEINEN WEG-Programms unterstützt die Personalreferentin den Stipendiaten, so gut sie kann. »Wir haben uns während seines Schnupperpraktikums kennengelernt. Als er mit der Bitte auf mich zukam, seine Mentorin zu werden, habe ich mich regelrecht geehrt gefühlt. Ich komme aus dem Weiterbildungsbereich, und dieses Projekt mit jemandem anzugehen, der begabt, interessiert und fokussiert wie Ibrahim ist, motiviert und macht großen Spaß!« Zweimal pro Woche treffen sich die beiden zum Austausch. »Im Rahmen des Mentorings möchte ich ihm mit Rat und Tat zur Seite stehen. Dabei sehe ich mich eher als Freundin, mit der er über alles sprechen kann, beruflich oder privat.«

Ibrahim Soltani und seine Mentorin Ellena Weiß im Gespräch

Wie sehr genießen Sie Hamburg?

Ibrahim Soltani: Ich würde die Stadt als meine Heimat bezeichnen. Mittlerweile komme ich sehr gut mit der Sprache zurecht, habe Freunde hier. Vor einiger Zeit habe ich mich endlich im Fitnessstudio angemeldet. Das dient mir als Ausgleich zu all dem Stress – wenn es die Zeit zulässt.

Thema Integration: Was würden Sie verbessern?

Soltani: Nach einem langen Tag im Betrieb oder der Berufsschule ist für mich noch längst nicht Schluss: Die sprachlich herausfordernden Schreiben der Anwälte zu beantworten und Termine bei den Ämtern zu koordinieren kosten zusätzlich Kraft und Zeit. Die Angst, auch nur einen einzigen Termin zu verpassen, macht viel Druck – vielleicht könnte man diesen Prozess einfacher gestalten.

Der hohe bürokratische Aufwand ist unverständlich...

Ellena Weiß: Absolut, da wir als Arbeitgeber in diese Menschen, die auch wirklich wollen und Engagement mitbringen, investieren. Auch der Staat investiert, Ibrahim investiert – ohne die Sicherheit zu haben, ob es sich am Ende lohnt. Wenn wir weiterhin so mit den Fachkräften unserer Zukunft umgehen, sehe ich schwarz.

Was werden Sie aus diesem Projekt mitnehmen?

Weiß: Seit meiner Teilnahme habe ich eine andere Sicht auf diese Dinge. Ich bin wohlbehütet aufgewachsen, kann reisen, wohin ich will. Jetzt erst wird mir bewusst, dass das alles andere als selbstverständlich ist! So wie Ibrahim von mir profitiert, profitiere ich auch von ihm. Jeder sollte die Chance nutzen und Menschen kennenlernen, die durch andere Erfahrungen geprägt wurden.



GEH DEINEN WEG Stipendiat Ibrahim Soltani in der EDEKA-Zentrale

Ibrahim Soltani (20), Azubi im Bereich Büromanagement in der EDEKA-Zentrale in Hamburg.

GEH DEINEN WEG Stipendiat Ibrahim Soltani macht sich Notizen
Die Bewerbungsphase läuft

Die Bewerbungsphase für das zweijährige Programm GEH DEINEN WEG der Deutschlandstiftung Integration hat begonnen. Kennen Sie talentierte Nachwuchskräfte mit Migrationshintergrund, die von dem Programm profitieren könnten? Darüber hinaus sucht die EDEKA-Zentrale regelmäßig engagierte Mentoren, die für zwei Jahre Nachwuchskräfte auf ihrem Weg bei EDEKA begleiten.

Mehr erfahren

Das Porträt ist auch in der EDEKA handelsrundschau Nr. 13/2019 erschienen: Als PDF herunterladen