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Verantwortung

Menschenrechte / Human Rights

Policy of Human Rights

Responsible action has been firmly associated with the name EDEKA for many decades and is an integral part of our cooperative mission. The focus is always on the triad of economic, ecological and social responsibility. In accordance with the United Nations Guiding Principles on Business and Human Rights, we see it as our natural responsibility to respect human rights and prevent human rights violations. This applies both to our own business activities and, within the scope of our influence, to our value and supply chains. In the context of the Supply Chain Due Diligence Act, we will publicly report on our developments and projects on an annual basis.

Grundsatzerklärung Menschenrechte

Verantwortungsvolles Handeln ist bereits seit vielen Jahrzehnten fest mit dem Namen EDEKA verbunden und integraler Bestandteil unseres genossenschaftlichen Auftrags. Dabei steht der Dreiklang aus ökonomischer, ökologischer und sozialer Verantwortung stets im Fokus. Entsprechend der Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte der Vereinten Nationen sehen wir es als unsere selbstverständliche Verantwortung, Menschenrechte zu achten und Menschenrechtsverletzungen vorzubeugen. Dies gilt sowohl für unsere eigene Geschäftstätigkeit als auch, im Rahmen unserer Einflussmöglichkeiten, für unsere Wertschöpfungs- und Lieferketten. Im Rahmen des Lieferkettensorgfaltspflichtengesetzes werden wir jährlich über unsere Entwicklungen und Vorhaben öffentlich berichten.

Der EDEKA-Verbund ist sich seiner Verantwortung als Lebensmitteleinzelhandelsunternehmen und als aktiver Teil der Gesellschaft bewusst. Daher ist es uns ein wichtiges Anliegen, im Rahmen unserer Tätigkeit an einer dauerhaften Verbesserung der Lebens- und Arbeitsbedingungen in unseren Lieferländern weltweit mitzuwirken. EDEKA engagiert sich – unter anderem durch Initiativen und Projekte –, um den Aufbau von Strukturen zur Einführung und Kontrolle von Sozialstandards entlang der gesamten globalen Lieferkette mit voller Kraft zu fördern und auszubauen.

Die für EDEKA relevanten Sustainable Development Goals (SDG)

Ebenso unterstützen wir den Nationalen Aktionsplan Wirtschaft und Menschenrechte (NAP). Jeder, der an globalen Lieferketten beteiligt ist, und damit auch EDEKA, trägt Verantwortung, auf die Einhaltung der Menschenrechte zu achten und negative Auswirkungen entlang der gesamten Lieferkette zu vermeiden. Dazu gehört unter anderem die Verhinderung von Diskriminierung und die Sicherung existenzsichernder Einkommen. Die im Rahmen der Agenda 2030 von den Vereinten Nationen festgelegten Sustainable Development Goals (SDGs), die sich als globale Ziele auch an die Privatwirtschaft richten, sind eine Bestätigung für unser bisheriges Zielverständnis und Handeln. Wir berücksichtigen die globalen Nachhaltigkeitsziele bei unserem Bestreben für verantwortungsvolles Handeln entlang der gesamten Wertschöpfungskette.

Die Einhaltung von Grundstandards wie den ILO Kernarbeitsnormen ist in unseren Vertragsbedingungen verankert. Weitere Zertifizierungssysteme sowie Standards wie Global G.A.P. und GRASP sowie spezifische Produktanforderungen kommen hinzu. Der EDEKA-Verbund engagiert sich darüber hinaus dafür, dass entlang der gesamten Lieferketten Strukturen gefördert werden, um menschenrechtliche Sorgfaltspflichten zu verankern und zu kontrollieren. Wir sind unter anderem Mitglied der Juice CSR Platform, der Amfori Business Social Compliance Initiative (Amfori BSCI), des Forums Nachhaltiges Palmöl und des Forums Nachhaltiger Kakao. Darüber hinaus sind wir in eigenen Projekten auf vielfältige Weise aktiv, um Lösungen für mehr Nachhaltigkeit in unseren Lieferketten voranzutreiben. Mit unserem gemeinsamen WWF-EDEKA-Projekt zum Bananen-Anbau in Kolumbien und Ecuador haben wir branchenweit Standards für einen nachhaltigeren und sozialverträglicheren Anbau konventioneller Bananen gesetzt.

Der EDEKA-Verbund bekennt sich zu branchenweiten Standards für einen nachhaltigen und fairen Anbau konventioneller Bananen.

Weitere Projekte unter besonderer Berücksichtigung von Kleinbäuerinnen und Kleinbauern

Kleine und mittlere Betriebe erzeugen weltweit einen Großteil aller Grundnahrungsmittel. Doch niedrige Erträge und die Folgen des Klimawandels drängen immer mehr kleinbäuerliche Familien in die Armut. Kleinbäuerliche Strukturen werden zunehmend durch industrielle Großbetriebe verdrängt. EDEKA ist sich der eigenen Verantwortung bewusst, bei einem global zunehmenden Bedarf an Nahrungsmitteln aktiv die Arbeitsbedingungen von Kleinbauern und ihren Familien zu verbessern. Dies geschieht durch eigene Projekte und durch die Nutzung von Standards, die die Unterstützung von kleinen Betrieben zu ihren Fokusthemen zählen.

FONAP-Kleinbauernprojekt zu Palmöl in Malaysia

Weltweit leben rund fünf Millionen Kleinbäuerinnen und Kleinbauern vom Ölpalmen-Anbau. Obwohl die Größe ihrer Anbauflächen im Vergleich zu Industrieplantagen gering ist, machen sie dennoch etwa 40 Prozent der globalen Palmölproduktion aus. Sie haben oft einen schlechten Zugang zu internationalen Lieferketten. Zertifizierungen sind für sie mit hohem Aufwand und hohen Kosten verbunden. Aus diesem Grund hat EDEKA sich dazu entschlossen, gemeinsam mit anderen FONAP-Mitgliedern, dem WWF und der lokalen NGO Wild Asia Kleinbäuerinnen und Kleinbauern in Perak, Malaysia in einem Projekt bei diesen Herausforderungen zu unterstützen.

Seit 2018 engagieren sich die Projektpartner für eine konkrete Verbesserung der ökologischen und sozialen Nachhaltigkeit bei der Palmölproduktion. Das FONAP-Kleinbauernprojekt besteht aus zwei aufeinander aufbauenden Projektphasen. Die Anwendbarkeit und praktische Umsetzung der FONAP-Zusatzkriterien stellen den Schwerpunkt der 1. Projektphase dar, die im Juni 2019 erfolgreich abgeschlossen wurde. Seit Dezember 2019 (bis voraussichtlich April 2021) läuft die 2. Projektphase mit einem Fokus auf der Förderung natürlicher Anbaumethoden und digitaler Technik für eine bessere Rückverfolgbarkeit:

  • Direkte Unterstützung von Kleinbäuerinnen und Kleinbauern auf dem Weg zur Zertifizierung durch ein Schulungsangebot
  • Transparenz in der Palmöl-Lieferkette durch Rückverfolgbarkeit der zertifizierten Ware – hierbei hilft die Nutzung einer innovativen App
  • Förderung von chemiefreier Produktion durch die Unterstützung von Demonstrationsplantagen – hier wird Wissen zum Umgang mit nachhaltigeren Anbaumethoden, zu einer effizienten und schonenden Ressourcennutzung, z.B. durch den Einsatz von organischem Dünger, in Workshops vermittelt

In der laufenden Projektphase konnten bereits einige Erfolge verzeichnet werden: 36 Kleinbäuerinnen und Kleinbauern konnten nach RSPO-Standard zertifiziert werden. Weitere 20 nahmen an einer Schulung hierzu teil. Demonstrationsflächen wurden zu Schulungszwecken eingerichtet und einige Palmölhändler konnten für die Nutzung der App gewonnen werden. Insgesamt hat das FONAP-Projekt dazu beigetragen, dass die beteiligten Kleinbetriebe ein besseres Verständnis für eine nachhaltigere Produktion entwickelt haben. Durch gesteigerte Erträge und Zugang zu internationalen Lieferketten für nachhaltiges Palmöl konnten die Lebensumstände der Bauern verbessert werden.

INFOBOX: Das FONAP-Kleinbauernprojekt

Projektpartner: FONAP, WWF und NGO Wild Asia

Projektregion: Perak, Malaysia

1. Projektphase: Juli 2018 bis Juni 2019
Anwendbarkeit und praktische Umsetzung der FONAP-Zusatzkriterien

2. Projektphase: Dezember 2019 bis vorauss. April 2021
Förderung natürlicher Anbaumethoden und digitaler Technik für eine verbesserte Rückverfolgbarkeit

Kleinbauernprojekt zur Bio-Garnelenzucht im Grenzgebiet zwischen Indien und Bangladesch

Am Beispiel der EDEKA Bio Black Tiger-Garnelen wird deutlich, dass neben einer nachhaltigen ökologischen Aquakultur auch die sozial verantwortungsbewusste Fischerei, etwa durch die Unterstützung von Kleinbauern und Kleinbäuerinnen, im Fokus unserer Fisch-Lieferkette steht. Die Teiche, in denen Garnelen gezüchtet werden, entstehen nicht durch Abholzung von Mangrovenwäldern, sondern durch Umwandlung von landwirtschaftlichen Flächen. Hier arbeiten und leben 3.000 Kleinbäuerinnen und Kleinbauern aus 31 Dörfern, die Teiche besitzen und bewirtschaften. So gehen Mensch, Natur und Umweltschutz Hand in Hand. Auch das ist wichtig, um dauerhaft eine nachhaltige Entwicklung zu fördern und sicherzustellen. Nachdem sie ein intensives Ausbildungsprogramm zur nachhaltigen Aquakultur durchlaufen, werden die Farmer in einen Kleinbauern-Verband aufgenommen. Als Eigentümer der Teiche können sie dann selbstbestimmt und unter fairen Arbeitsbedingungen ihre Bio-Garnelen züchten.

Kleinbauernprojekt im Bio-Fairtrade-Reisanbau in Indien und Thailand

EDEKA fördert kleinbäuerliche Strukturen auch durch die Kooperation mit Fairtrade. Die Rechte von Kleinbauern und ihren Familien stellen neben dem Schutz anderer vulnerabler und marginalisierter Gruppen ein Fokusthema des Standards dar.

Reis stellt die Lebensgrundlage vieler Kleinbauernfamilien dar. Mit dem Verkauf der EDEKA Bio Fairtrade Reissorten unterstützt EDEKA Anbauprojekte in Indien und Thailand, bei denen Reis umweltschonend von Kleinbauern und Kleinbäuerinnen angebaut wird und den örtlichen Gemeinschaften zugutekommt. Der EDEKA Bio Himalaya Basmati und der EDEKA Bio Naturreis Langkorn kommen aus einer Region am Fuße des Himalaya. Die lokale Kleinbauern-Kooperative investiert die Fairtrade-Prämien unter anderem in eine Saatgutbank, erneuerbare Energien und eine moderne landwirtschaftliche Ausrüstung. Fit für die Zukunft wird der Reisanbau auch durch Bildungsangebote in innovativer Landwirtschaftstechnik: 60 Bauern und Bäuerinnen aus verschiedenen Dörfern wurden als Trainer und Trainerinnen ausgewählt und haben umfassende Schulungen zu Praktiken im Bio-Landbau erhalten. Darüber hinaus wird mit der kostenlosen Ausbildung von 145 Frauen in einem neugegründeten Nähzentrum deren Selbstständigkeit gefördert, und in einem Computerzentrum enthalten über 200 Schülerinnen und Schüler das Rüstzeug für eine bessere Zukunft. Weitere Erfolge sind die Bildung von Bauernvereinen und verbesserte Maßnahmen zur Gesundheitsvorsorge.

Der EDEKA Bio Jasmin Duftreis stammt aus dem Nordosten Thailands. Auch hier wird mit der Fairtrade-Prämie ein nachhaltigerer Reisanbau gefördert. Mit modernen Werkzeugen pflügen die Bauern und Bäuerinnen ihre Stoppelfelder inzwischen, anstatt sie abzubrennen. Das reduziert die Luftverschmutzung und verbessert die Bodenfruchtbarkeit. Zusammen mit weiteren Maßnahmen fördern die Reisbauern umweltschonend die Qualität ihrer Felder und erzielen höhere Erträge und Einkommen. Mit dem Bio-Reis aus Indien und Thailand werden so insgesamt die Arbeits- und Lebensbedingungen der Bauern und Bäuerinnen, deren Familien und der lokalen Gemeinschaften verbessert.

Fairer Kaffee, in Äthiopien angebaut und verarbeitet

Agrarische Rohstoffe werden meist nicht in Anbauländern veredelt, wodurch vor Ort die Möglichkeit für eine höhere Wertschöpfung verloren geht. So ist ein innovativer Kaffeeproduzent das Problem der geringen Wertschöpfung in Äthiopien angegangen und hat dort 2008 ein Kaffee-Projekt ins Leben gerufen. Das Konzept von Solino: Hochwertiger Kaffee wird nicht nur in Äthiopien angebaut und geerntet, sondern auch dort zur 100 Prozent verarbeitet. Dadurch sind bislang 120 qualifizierte, besser bezahlte Arbeitsplätze in Rösterei, Druckerei und Verpackungsbereich entstanden, und die Kaffeebäuerinnen und -bauern werden fair bezahlt. Im Vergleich zum Export des Rohkaffees verbleiben stets mindestens 60 Prozent mehr an Wertschöpfung vor Ort. EDEKA und Solino pflegen eine langjährige partnerschaftliche Geschäftsbeziehung, in der Nachhaltigkeitsaspekte schon immer verankert waren, der Kaffee ist einigen EDEKA-Regionen erhältlich.

Kakaoprojekt

Neben Kaffee spielt auch Kakao als Rohstoff eine große Rolle für den Lebensunterhalt von kleinbäuerlichen Betriebe in den Ursprungsländern weltweit. Wir setzen uns dafür ein, Kleinbauern und Kleinbäuerinnen auf dem Weg zu einem sozial und ökologischen Kakaoanbau zu unterstützen. Bereits seit 2017 bezieht EDEKA ausschließlich zertifizierten Kakao (Rainforest Alliance/UTZ, Fairtrade). Es ist ein eigenes Kakaoprojekt bei EDEKA geplant, um durch Direktbezug ganz gezielt die Anbaubedingungen vor Ort verbessern zu können.

Rosen aus Äthiopien

Seit 2012 unterstützt EDEKA den fairen Handel mit Rosen in Äthiopien und arbeitet dabei mit Sher Ethiopia zusammen. Damit sorgt EDEKA für die Verbesserung der Lebensumstände von über 12.000 Arbeitern und Arbeiterinnen und deren Familien in der Region Ziway. EDEKA ist inzwischen größter Vermarkter von Fairtrade-Rosen in Deutschland und weltweit der größte Fairtrade-Rosenimporteur.

International Pole and Line Foundation (IPNLF)

EDEKA ist 2015 als erstes deutsches Mitglied der gemeinnützigen International Pole and Line Foundation (IPNLF) beigetreten und hat damit die langjährige Förderung verantwortungsvoller Fischereien aktiv fortgesetzt. IPNLF arbeitet weltweit an der Entwicklung, Unterstützung und Förderung sozial- und umweltverträglicher Fischereien, die Angelruten und Handleinen für den Thunfischfang einsetzen. Bereits seit Jahren führt EDEKA in der Eigenmarke Thunfisch-Produkte aus IPNLF-Fischereien und hat Anfang 2020 als erster Lebensmittelhändler in Deutschland darüber hinaus sein Thunfisch-Eigenmarkensortiment in der Konserve komplett auf nachhaltige Ware mit dem MSC-Siegel umgestellt (siehe auch MSC-Siegel).

Bei IPNLF können Fischer mit gesicherten Abnahmen und angemessener Bezahlung rechnen: Das hat positive Auswirkungen auf die Einkommen und für die lokalen Gemeinden, erhöht die Zahl an sozialverträglichen Arbeitsplätzen und trägt zu wirtschaftlicher Stabilität vor Ort bei. Aktuell betreut IPNLF mehrere Projekte auf den Malediven und Indonesien. Neben ökologischen sind auch soziale Aspekte besonders im Fokus. Kleineren Fischern soll die Möglichkeit gegeben werden, sich in der Industriefischerei zu behaupten. Dies beinhaltet neben einer Abnahmegarantie auch eine angemessene Bezahlung. Ein Ziel ist auch die Stärkung der Rechte der Frauen, die ein fester Bestandteil in den Wertschöpfungsketten dieser Fischereien sind, aber oft nicht entsprechend beteiligt werden. Hinzu kommt unter anderem das Engagement für sichere Arbeitsbedingungen auf den Schiffen, zum Beispiel auch über ein gemeinsames Projekt mit dem „Vessel Improvement Programme“ (VIP) zu Thunfisch-Fischerei auf den Malediven.

Förderung von Geschlechtergerechtigkeit

Zwei ILO Kernarbeitsnormen im Range von Menschenrecht mit universeller Gültigkeit fördern die Geschlechtergleichstellung in der Arbeitswelt ganz besonders: das Übereinkommen über die Gleichheit des Entgelts sowie das Übereinkommen zur Abschaffung von Diskriminierung am Arbeitsplatz. Auch bei EDEKA setzen wir uns für die Förderung von Frauen entlang der Lieferkette und vor Ort in Deutschland ein, denn wir sind der festen Überzeugung, dass Unternehmen durch die explizite Förderung und Forderung von Frauen profitieren.

Entlang der Lieferkette setzen wir uns auf verschiedene Arten für die Stärkung von Frauenrechten ein: durch die Nutzung von Zertifizierungssystemen mit einem Fokus auf Geschlechtergleichheit, durch Mitarbeit in Initiativen (FONAP) und durch Schwerpunktsetzung in unseren eigenen Projekten (etwa dem Projekt Banane).

Verbindliche menschenrechtliche Sorgfaltspflichten – Human Rights Due Diligence (HRDD)

Für uns ist das Einhalten und die Erfüllung der menschenrechtlichen Sorgfaltspflichten ein stetiger Prozess. Dabei orientieren wir uns an den allgemeinen HRDD-Prozessschritten, die auch im Lieferkettensorgfaltsgesetz Beachtung finden:

1. Risiken erkennen und analysieren: für den eigenen Geschäftsbereich, für Zulieferer oder anlassbezogen bspw. bei der Einführung neuer Produkte

2. (Präventive) Maßnahmen ableiten und entsprechend umsetzen

3. Regelmäßige Kontrolle auf Wirksamkeit der Maßnahmen gemäß der Anforderungen des Lieferkettengesetzes

4. Für alle potenziell Betroffenen ein Beschwerdesystem einrichten und kommunizieren

5. Ergebnisse, Maßnahmen und entdeckte Risiken für alle zugänglich jährlich veröffentlichen

Risiken erkennen

Rund um das Thema Social Compliance stellen sich viele Herausforderungen: Komplexe Lieferketten, Tausende von unterschiedlichen Produkten und fehlende Transparenz innerhalb der Lieferkette verdeutlichen die Relevanz einer systematischen und holistischen Risikoanalyse. Bevor Risiken für Menschen- und Arbeitsrechte (Social Compliance Risiken) reduziert werden können, müssen sie erst einmal erkannt und priorisiert werden. Aus diesem Grund hat EDEKA in Kooperation mit externen Experten eine umfassende Risikoanalyse durchgeführt. Klares Ziel dieser Analyse ist, die größten Risiken im Bereich Social Compliance bei den EDEKA Eigenmarken zu identifizieren sowie Empfehlungen zur Absicherung abzuleiten.

Da es einen Unterschied zwischen statistischen Daten und eigenen Lieferantenbeziehungen geben kann, ist es notwendig, Risiken auf faktengesicherter Basis zu erfassen. Der erste Schritt der Risikoanalyse besteht deshalb aus einer quantitativen Analyse der Eigenmarken-Lieferketten. Dazu wird ein Tool genutzt, in dem unsere Daten zu unseren realen Lieferketten um statistisch modellierte Daten ergänzt werden. Dies erlaubt eine konsistente und vollständige Bewertung der Warengruppen inklusive Lieferketten. Dabei werden verschiedene Aspekte berücksichtigt, etwa die für das Produkt aufgewendeten Arbeitsstunden, mit deren Anzahl auch die Risiken steigen. Oder die Länderherkunft des Produkts, die Rückschlüsse auf die Wahrscheinlichkeit der Verletzung von Arbeitnehmerrechten und Sozialstandards zulässt. In einem zweiten Schritt werden die gewonnenen Erkenntnisse ergänzt durch eine qualitative Risikoanalyse: Interviews mit Einkäufern der Hauptwarengruppen liefern durch ihre Expertise zusätzlichen Input zur Lieferkettentransparenz, zu den realen EDEKA-Lieferbeziehungen sowie die Zusammenarbeit mit Lieferanten.

In einer Zusammenführung beider Betrachtungsebenen wird der Handlungsbedarf auf Basis der Risiken der EDEKA Eigenmarken identifiziert und priorisiert. Schließlich wird geprüft, welche Absicherungsmaßnahmen für die aufgezeigten Risiken existieren. Warengruppen mit besonders hoher Risikowahrscheinlichkeit benötigen eine entsprechende Absicherung, um Verletzungen von Arbeits- und Menschenrechten entlang der Lieferketten zu vermeiden. Dabei haben wir jeweils die Anbau- und Verarbeitungsstufe separat voneinander betrachtet, da Risiken hier teils sehr unterschiedlich gelagert sind. So kann spezifisch pro Warengruppe ein detaillierter Risikosteckbrief erarbeitet werden. Möglichkeiten sind die Absicherung durch bestehende Zertifizierungssysteme, aber auch eigene Projekte, Sensibilisierungen der Einkäuferinnen und Einkäufer, Einflussnahme durch langfristige Lieferbeziehungen bin hin zu einem Bezugsstopp aus Risikoländern.

Integraler Bestandteil der Zertifizierungssysteme und Absicherungsinitiativen sind durch unabhängige Dritte durchgeführte sogenannte soziale Audits. Uns ist selbstredend bewusst, dass diese Überprüfungen des Öfteren an ihre Grenzen stoßen können, da sie lediglich eine Momentaufnahme abbilden und daher unterschiedliche Verstöße wie im Bereich Zwangsarbeit oder Belästigung nicht immer umfassend aufdecken können. Nichtsdestotrotz sind wir überzeugt, dass sie zu wichtigen Erkenntnisgewinnen bezüglich der Risiken und Arbeitsbedingungen in Produktionsstätten und im landwirtschaftlichen Anbau beitragen und substanzielle Verbesserungen anstoßen. Ferner setzen wir nicht ausschließlich auf Sozial-Audits, Standards und Zertifizierungssysteme, sondern immer auf einen Mix aus diversen, weiteren Aktivitäten. So initiieren wir regelmäßig den wichtigen Austausch mit unseren Lieferanten und Produzenten oder treiben entsprechende Branchen- oder eigene Projekte voran.

Nahaufnahme eines Orangenbaums auf einer Plantage in der Nähe von Valencia.

Produkte mit besonderen Risiken

Warengruppen mit besonderem Social Compliance Risiko wurden inzwischen auf Basis der Risikoanalyse identifiziert. Berücksichtigt wurde dabei auch die Bedeutung für das EDEKA-Warengeschäft und die Herkunft:

  • Bananen (Ecuador und Kolumbien) und anderes tropisches Obst (v.a. Lateinamerika und Asien): Risiko für Diskriminierung, Arbeitszeit und Entlohnung
  • Kaffee & Tee (Lateinamerika und Asien): Risiko für Diskriminierung, Arbeitszeit und Entlohnung
  • Schokolade / Kakao (v.a. Ghana und Elfenbeinküste): hohes Risiko für Kinderarbeit
  • Schnittblumen (Rosen aus Äthiopien): Risiko für Diskriminierung, Arbeitszeit und Entlohnung sowie Zwangs- und Kinderarbeit
  • Obst- / Gemüse- / Sauerkonserven (v.a. Herkünfte aus Lateinamerika und Asien): Risiko für Diskriminierung, Arbeitszeit und Entlohnung

Wie Risiken reduziert werden

Klare Ansage

Für EDEKA ist es ein wichtiges Anliegen, dass die von uns gehandelten Produkte unter ökologisch und auch sozial guten Bedingungen hergestellt werden. Die Einhaltung der Menschenrechte und geltender Gesetze durch die Lieferanten, etwa hinsichtlich Arbeitsbedingungen oder Entlohnung, ist grundlegende Voraussetzung, um EDEKA zu beliefern. Daher ist die Einhaltung von Grundstandards wie den ILO Kernarbeitsnormen in unseren Vertragsbedingungen verankert. Sie beziehen sich auf die Komplexe Kinderarbeit, Zwangsarbeit, Diskriminierung, Disziplinarmaßnahmen, Arbeitszeiten, Vergütung, Arbeitsbedingungen / Gesundheit / Sicherheit sowie Managementsysteme zur Einhaltung der Standards.

Weiterer Bestandteil unserer Vertragsbedingungen sind konkrete Anforderungen an ökologische Nachhaltigkeit und soziale Verantwortung. In Produktfragebögen und Vertragsanlagen wird bei unseren Lieferanten neben den genauen Herkunftsländern für alle Rohstoffe ebenfalls die Einhaltung von Sozialstandards abgefragt.

Maßnahmen zur Absicherung

Um dies abzusichern, engagiert sich EDEKA dafür, dass entlang der gesamten Lieferketten für die jeweiligen Produkte Strukturen gefördert werden, um Sozialstandards einzuführen, deren Einhaltung umzusetzen und zu kontrollieren.

  • Daher bringen wir uns aktiv in verschiedenen Initiativen ein, die die Verbesserungen der Arbeitssituation und die Einhaltung von Arbeits- und Menschenrechten und gesetzlichen Vorgaben zum Ziel haben.
  • Eine weitere Absicherung erfolgt über anerkannte Zertifizierungssysteme und Standards sowie Produktanforderungen. Diese Nachhaltigkeitsstandards sind aufgrund der Zahl an Produkten, der weltweiten Ursprungsländer und der Länge der Wertschöpfungsketten ebenfalls eine Maßnahme zur Verbesserung.
  • Unabhängig von einzelnen Zertifizierungen arbeitet EDEKA an der stetigen Verbesserung der nachhaltigen Erzeugung auch unter Berücksichtigung von Sozialstandards. Dies macht auch die Arbeit in eigenen Projekten deutlich. Etwa beim Bananenprojekt zusammen mit WWF: Hier haben EDEKA und WWF 2014 den Standard für nachhaltiger und sozialverträglicher produzierte Bananen gesetzt: Der ganzheitliche Ansatz berücksichtigt soziale Kriterien und ökologische Standards beim konventionellen Anbau.
  • Kontrolle: Die Einhaltung dieser Forderungen wird im Rahmen der geltenden Zertifizierungssysteme, teils auch unangekündigt, sowie bei stichprobenartigen Besuchen durch EDEKA-Mitarbeiter oder externe Dienstleister kontrolliert. Bei Verstößen sehen die Auditierungen üblicherweise die Erstellung von Maßnahmenplänen, deren Umsetzung und eine erneute Kontrolle vor. Bei fortgesetzter Nichteinhaltung oder besonders schwerwiegenden Verstößen („Zero Tolerance“) muss der Lieferant mit Verlust der Zertifizierung bis hin zu einer Sperrung rechnen. Solch schwerwiegende Verstöße sind glücklicherweise selten. In den letzten Jahren gab es u. a. einen Fall versuchter Bestechung von externen Auditoren und einen Fall degradierender Behandlung der Angestellten einer Produktionsstätte in Asien. Gemeinsam mit alle Beteiligten konnte hier ein Korrekturmaßnahmenplan ausgearbeitet werden, der die Vorfälle aufgearbeitet hat und erfolgreiche Präventionsmaßnahmen für die Zukunft etabliert hat.

Gemeinsame Absicherung: Engagement in Initiativen

EDEKA bringt sich aktiv in verschiedenen Initiativen ein, die die Verbesserung der Arbeitssituation und die Einhaltung von Arbeits- und Menschenrechten sowie von gesetzlichen Vorgaben zum Ziel haben. Dazu gehört die Arbeit in Gremien, die Arbeit in Projekten der jeweiligen Initiativen und auch gezielte Unterstützung, um die Zielsetzungen der Initiativen zu vertreten und voranzutreiben. So hat EDEKA 2020 den „International Buyers’ Open Letter on Preserving Thailand’s Fishery Reforms“ an die thailändische Regierung unterzeichnet und damit öffentlich unterstützt, dass die getroffenen Reformen in der Fischerei zum Schutz der Ausbeutung von Arbeitern und Arbeiterinnen weiterhin bestehen bleiben.

Amfori Business Social Compliance Initiative (Amfori BSCI)

EDEKA ist seit 2010 Mitglied der Amfori Business Social Compliance Initiative (Amfori BSCI), in der Handels- und Herstellerunternehmen vertreten sind. Hier unterstützen wir aktiv Initiativen und Projekte, die den Aufbau von Strukturen zur Einführung und Kontrolle von Sozialstandards entlang der gesamten Lieferkette zum Ziel haben. Dabei erfolgt eine unabhängige Prüfung von Produktionsstätten sowie teilweise auch zuliefernden Plantagen vor Ort.

Die Mitglieder übernehmen arbeitsteilig Aufgaben zur Risikominimierung, lassen die anderen an Erfahrungen und Ergebnissen teilhaben und kontaktieren gemeinsam auch Regierungen und andere Institutionen (Stakeholder). Es erfolgen regelmäßige Sozialaudits, dabei werden unter anderem Beschwerdemechanismen und inzwischen auch das Thema existenzsichernde Löhne abgefragt. Bei Kinderarbeit und Zwangsarbeit gilt: „Null-Toleranz“. Interventionen können aufgrund der Bündelung der Interessen mehr Wirkung erzielen.

Über Amfori BSCI erfolgt bei EDEKA insbesondere die Absicherung der Warenbereiche Non-Food (z.B. Textil) und Import-Food (Trockenfrüchte und Konserven): Es dürfen nur noch Produkte gelistet werden, die durch Amfori BSCI oder vergleichbare Organisationen bzw. Standards (SA8000, SMETA Ethical Trading Inititative, Rainforest Alliance, Fair Trade) abgesichert sind. Das heißt auch: Lieferanten, die in Risikoländern produzieren oder von dort Waren beziehen und nicht Mitglied von Amfori BSCI sind oder über eine äquivalente Absicherung verfügen, sind von vornherein von der Belieferung ausgeschlossen.

Amfori BSCI ist mittlerweile besonders im Bereich der industriellen Fertigung in Fabriken etabliert. Das bedeutet jedoch nicht, dass der Bereich der landwirtschaftlichen Produktion ausgeklammert ist. Neben „Industrial Audits“ gibt es auch die Möglichkeit von „Agricultural Audits“, bei denen zusätzlich auch die Arbeitsbedingungen auf vorgelagerten Plantagen überprüft werden. Verbesserungen der Auditierung auf landwirtschaftlicher Ebene oder auch in Vorlieferketten der Fisch verarbeitenden Industrie (z.B. Thunfisch) stehen im Fokus der Amfori Food Project Group, in der EDEKA ebenfalls aktives Mitglied ist. Weiterhin setzt sich Amfori stark für die Gleichberechtigung von Frauen entlang der Lieferkette ein. Mit der Unterzeichnung der UN „Women’s Empowerment Principles“ 2020 unterstützt Amfori die globale Initiative zur Förderung und Stärkung von Frauen in Unternehmen.

Forum Nachhaltiger Kakao e.V.

EDEKA ist Mitglied der 2012 von der Bundesregierung initiierten Multi-Stakeholder-Initiative Forum Nachhaltiger Kakao e.V. Neben der Bundesregierung gehören die deutsche Süßwarenindustrie, der deutsche Lebensmittelhandel, Nichtregierungsorganisationen und Nachhaltigkeitsstandards dazu. Ziel des Forums ist es, die zumeist kleinbäuerlichen Kakaobetriebe in den Ursprungsländern auf dem Weg zu einem nachhaltigen Kakaoanbau zu unterstützen und bereits bestehende Maßnahmen zu bündeln. Es gibt ökonomische Aspekte, wie z.B. die Erhöhung der Produktivität durch verbesserte Techniken, was dann auch zu existenzsichernden Einkommen beiträgt. Neben ökologischen Aspekten sollen insbesondere die Lebensumstände der Kakaobauern/-bäuerinnen und ihrer Familien verbessert und so zu einem gesicherten Lebensunterhalt beigetragen werden. Dabei erfolgt auch die enge Zusammenarbeit mit den Kakaoanbauländern.

Ziele im Hinblick auf soziale Absicherung sind:

  • bessere Ab-Hof-Preise, Mindestpreis- und Prämiensysteme sowie weitere einkommensschaffende Maßnahmen zu einem existenzsichernden Einkommen
  • Erhöhung der Produktivität des Kakaoanbaus und der Qualität des Kakaos, was auch zu existenzsichernden Löhnen beiträgt
  • Unterstützung von Regierungen und weiteren Akteuren bei der Entwicklung von ganzheitlichen Agrarprogrammen für Regionen, um Alternativen zum Kakaoanbau zu schaffen und somit Überproduktion entgegenzuwirken
  • Abschaffung missbräuchlicher Kinderarbeit in der Kakaoproduktion
  • Stärkung der Geschlechtergleichberechtigung, Verbesserung der Chancen für Frauen und junge Menschen im Kakaosektor
  • Stärkung der Regierungen, Bauernvertretungen und der Zivilgesellschaft in der Wertschöpfungskette Kakao in den Produktionsländern

EDEKA unterstützt das Forum Nachhaltiger Kakao und dessen Ziele. Seit 2017 bezieht EDEKA nur noch zertifizierten Kakao für sein gesamtes Eigenmarkensortiment (Rainforest Alliance Certified / UTZ, Fairtrade). Das erreichte Niveau soll gehalten und ausgebaut werden.

Forum Nachhaltiges Palmöl (FONAP)

EDEKA setzt sich dafür ein, dass Palmöl nicht nur wirtschaftlich, sondern auch ökologisch und sozial verträglich erzeugt wird. Daher ist EDEKA seit 2013 bzw. 2012 auch Mitglied der Multistakeholder-Initiativen Forum Nachhaltiges Palmöl (FONAP) und Round Table on Sustainable Palmoil (RSPO). Bei FONAP gehört EDEKA sogar zu den Gründungsmitgliedern.

Die FONAP-Mitglieder gehen eine öffentliche Selbstverpflichtung ein zur Umstellung auf nachhaltig zertifiziertes Palm- und Palmkernöl sowie deren Derivate und Fraktionen. Darüber hinaus engagiert sich die Initiative gemeinsam für die Verbesserung existierender Standards und Zertifizierungen (derzeit akzeptiert: die Standards von RSPO, ISCC Plus, Rainforest Alliance, RSB). Im Rahmen von Lieferantendialogen werden die Relevanz von Rückverfolgbarkeit und Umsetzung von Zusatzkriterien entlang der Lieferkette thematisiert. Zusatzkriterien sind der Verzicht des Anbaus auf Torfboden, das Verbot hochgefährlicher Pestizide, die Umsetzung strenger Treibhausgasreduktionsziele, die Sicherstellung der Herkunftslegalität von Ölpalmfrüchten sowie Transparenz in Beschwerdeverfahren. Die Anforderung des FONAP-Zusatzkriteriums an einen legalen Anbau umfasst den verpflichtenden Nachweis des Landrechts sowie Verbote von Brandrodung, von Anbau in Schutzgebieten, von Vertreibung indigener Bevölkerung und von Kinderarbeit.

EDEKA hat schon seit Ende 2013 Palmöl in EDEKA-Eigenmarken-Produkten komplett auf nachhaltigere, zertifizierte Ware (RSPO) umgestellt und entwickelt dieses Niveau weiter. Im Rahmen von FONAP kooperiert EDEKA auch in einem Kleinbauernprojekt mit WWF und der NGO Wild Asia in Malaysia.

Fruit Juice CSR Platform

EDEKA ist seit Juli 2018 Mitglied der Fruit Juice CSR Platform. Diese wurde 2013 von der AIJN European Fruit Juice Association, dem Verband der Saftindustrie in Europa, gegründet. Ziel ist es, Stakeholder der europäischen Saftindustrie zusammenzuführen, gemeinsam eine nachhaltige Ausrichtung voranzutreiben und soziale, ökologische und ökonomische Probleme in der gesamten Lieferkette zu bewältigen. Denn Agrarrohstoffe für die Säfte kommen vielfach aus tropischen Ländern, die zu den Risikoländern gehören, wie Orangen aus Brasilien und Ananas aus Thailand. Themen sind hier vor allem Kinder- und Zwangsarbeit, Diskriminierung, geringe Löhne und fehlende Arbeitssicherheit durch Einsatz von Agrochemikalien und unzureichendes Equipment.

Im Rahmen der Fruit Juice CSR wurde im Jahr 2020 eine Studie zu existenzsichernden Löhnen im brasilianischen Saftorangen-Anbau durchgeführt. Unabhängig von der Mitgliedschaft in der Fruit Juice CSR, hat EDEKA, um hier gegenzusteuern, risikobehaftete Saft-Lieferketten identifiziert, entsprechend des Nachhaltigkeitsrisikos priorisiert und Ziele entwickelt. Die Absicherung erfolgt durch anerkannte Zertifizierungen wie Rainforest Alliance Certified, Fairtrade, EU-Bio, GlobalG.A.P./GRASP, Amfori BSCI. Dabei erfolgt eine Differenzierung der Absicherungsmaßnahmen nach einzelnen Prozessstufen der Saft-Lieferkette:

  • Auf Farmebene: Rainforest Alliance (insbesondere Orange, Ananas, Banane) und Fair Trade
  • In der Weiterverarbeitung: Rainforest Alliance, Amfori BSCI, Ethical Trading Initiative SMETA, SA8000
  • Beim Abfüller: Rainforest Alliance. Die Absicherung aller Lieferkettenschritte ist zukünftig auch Voraussetzung, um als Abfüller das Rainforest Alliance-Siegel zu erhalten
Inzwischen hat EDEKA – als erster Lebensmittelhändler in Deutschland überhaupt – sein komplettes Eigenmarken-Sortiment auf zertifiziert nachhaltigeren Orangensaft umgestellt. Die Produkte tragen entweder das Biosiegel oder das Umwelt- und Sozialsiegel Rainforest Alliance Certified. Auch weitere Säfte von EDEKA aus exotischen Früchten – wie Banane und Mango – wurden zertifiziert und mit den entsprechenden Siegeln gekennzeichnet. Bereits 2015 hatte EDEKA den ersten nachhaltiger produzierten Orangensaft mit Rainforest Alliance Certified-Siegel in Deutschland eingeführt. Dazu wurde ein gemeinsames Projekt mit einem brasilianischen Lieferanten aufgebaut.

International Pole and Line Foundation (IPNLF)

EDEKA ist 2015 als erstes deutsches Mitglied der gemeinnützigen International Pole and Line Foundation (IPNLF) beigetreten und hat damit die langjährige Förderung verantwortungsvoller Fischereien aktiv fortgesetzt. IPNLF arbeitet weltweit an der Entwicklung, Unterstützung und Förderung sozial- und umweltverträglicher Fischereien, die Angelruten und Handleinen für den Thunfischfang einsetzen.

IPNLF nutzt den Einfluss des Markts, um einen Wandel durch praktische Fischereiprojekte und die Kooperation verschiedener Interessengruppen zu erzielen. Fischer können mit gesicherten Abnahmen und angemessener Bezahlung rechnen: Das hat positive Auswirkungen auf die Einkommen und für die lokalen Gemeinden, erhöht die Zahl an sozialverträglichen Arbeitsplätzen und trägt zu wirtschaftlicher Stabilität vor Ort bei. Aktuell betreut IPNLF mehrere Projekte auf den Malediven und Indonesien. Neben ökologischen sind auch soziale Aspekte besonders im Fokus. Kleineren Fischern soll die Möglichkeit gegeben werden, sich in der Industriefischerei zu behaupten. Dies beinhaltet neben einer Abnahmegarantie auch eine angemessene Bezahlung. Ein Ziel ist auch die Stärkung der Rechte der Frauen, die ein fester Bestandteil in den Wertschöpfungsketten dieser Fischereien sind, aber oft nicht entsprechend beteiligt werden. Hinzu kommt unter anderem das Engagement für sichere Arbeitsbedingungen auf den Schiffen, zum Beispiel auch über ein gemeinsames Projekt mit dem „Vessel Improvement Programme“ (VIP) zu Thunfisch-Fischerei auf den Malediven.

EDEKA führt bereits seit Jahren in der Eigenmarke Thunfisch-Produkte aus IPNLF-Fischereien und hat Anfang 2020 als erster Lebensmittelhändler in Deutschland darüber hinaus sein Thunfisch-Eigenmarkensortiment in der Konserve komplett auf nachhaltige Ware mit dem MSC-Siegel umgestellt (siehe auch MSC-Siegel).

Bildmotiv Umwelt

Absicherung durch eigene Projekte und Partnerschaften

Themenfeld Beschaffungsmanagement

EDEKA will nicht nur einzelne Produkte, sondern seine Lieferketten langfristig und systematisch nachhaltiger gestalten. EDEKA und WWF als strategische Partner für Nachhaltigkeit arbeiten daher auch gemeinsam am Thema nachhaltiges Beschaffungsmanagement kritischer Agrarrohstoffe unter Berücksichtigung von Arbeits- und Menschenrechten. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter leiden häufig unter unsicheren Arbeitsbedingungen mit geringen Einkünften, mangelhafter Ausstattung und Ausbildung. Ziel ist es, EDEKA – insbesondere dem Einkauf – einen umfassenden Einblick in aktuelle, rohstoffspezifische Beschaffungsrisiken zu geben, um so schrittweise die Beschaffungsrisiken kritischer Agrarrohstoffe zu reduzieren und Managementfortschritte zu beaufsichtigen. Da die angestrebten Maßnahmen auf eigens für EDEKA angefertigte Beschaffungsrisikoanalysen in den Bereichen Umwelt, Soziales und Ökonomie beruhen, berücksichtigt das Beschaffungsmanagement kritischer Agrarrohstoffe alle drei Säulen der Nachhaltigkeit und verbessert potentiell die Praxis in der entsprechenden Lieferkette.

Unter anderem über ein in Entwicklung befindliches Webtool werden nicht nur ökologische, sondern auch soziale Aspekte systematisch im EDEKA-Einkauf kritischer Agrarrohstoffe verankert – beginnend bei Obst und Gemüse. Aufgezeigt werden potenzielle ökologische und soziale Beschaffungsrisiken sowie Handlungsoptionen und Möglichkeiten der Risikominderung durch nachhaltigere Beschaffungsmaßnahmen. Dazu gehören zum Beispiel Zertifizierungen oder auch, Lieferanten mit Hilfe von Schulungen für Risiken zu sensibilisieren. Ziel ist es außerdem, das Thema durch Informationen und Schulungen in den Markt zu tragen und eine entsprechende Markttransformation zu unterstützen.

Bislang haben EDEKA und WWF Beschaffungsrisikoanalysen für 234 Land-Rohstoff-Kombinationen durchgeführt, die im Bedarfsfall aktualisiert werden. Darüber hinaus konnten im Rahmen einer Impact-Analyse die Auswirkungen des Anbaus von 48 Obst- und Gemüsesorten bei EDEKA quantifiziert werden.

Co-Branding und Sozialrisiken

Im Rahmen der Partnerschaft für Nachhaltigkeit mit WWF arbeitet EDEKA stetig daran, Kunden immer mehr Produkte aus nachhaltigerer Produktion anzubieten. Besonders nachhaltigere Eigenmarken erhalten zusätzlich den WWF-Panda (Co-Branding). Dazu müssen sie akzeptierte ökologische Standards (z.B. Bio, FSC, Blauer Engel) erfüllen, von unabhängigen Organisationen geprüft und zertifiziert worden sein sowie einer abschließenden kritischen Bewertung durch den WWF Stand halten.

Da Bio-Standards Umweltaspekte, zumeist jedoch nicht oder nicht in ausreichendem Maß Sozialstandards abdecken, gibt es zusätzliche Anforderungen von WWF im Bio-Bereich: Bei den Bioartikeln der EDEKA-Eigenmarke prüft der WWF vor Kennzeichnung zusätzlich die regionale Wasser- und länderspezifische Sozialsituation. Die Prüfung der Sozialrisiken erfolgt aufgeschlüsselt nach Erzeugerland und -region. Falls Sozialrisiken identifiziert werden, wird geprüft, ob auf Plantagen-Anbau-Ebene eine ausreichende Zertifizierung (SAN, Rainforest Alliance/UTZ, Fairtrade, SA8000, Amfori BSCI, SMETA, ETI oder Eco Social, Naturland Sozial oder Global G.A.P. plus GRASP) vorhanden ist, die die Einhaltung sozialer Mindest-Kriterien gewährleistet.

Bananenprojekt von EDEKA und WWF

Seit 2014 setzen EDEKA und der WWF mit einem Projekt im Bananenanbau ein weiteres Zeichen für mehr Nachhaltigkeit – und dies bewusst im konventionellen Anbau. Denn mit einem Marktanteil von knapp 85% ist die Nachfrage nach konventionellen Bananen in Deutschland weiterhin sehr hoch. Durch den hohen Absatz konventionell produzierter Bananen lässt sich hier durch Verbesserungen auch eine Menge in Sachen Nachhaltigkeit bewegen. Die Produktionsbedingungen für die unter der Eigenmarke EDEKA vermarkteten Bananen werden seit Projektbeginn Schritt für Schritt umwelt- und sozialverträglicher gestaltet. Alle Farmen mussten bereits zum Start Rainforest Alliance-zertifiziert sein und damit eine Zertifizierung nach SAN-Standard für Nachhaltige Landwirtschaft umsetzen. Der Rainforest Alliance -Verhaltenskodex gibt klare Kriterien vor, basierend auf den Konventionen der International Labour Organization (ILO). Kontrolliert wird durch unabhängige Prüfstellen. Im Rahmen des Projektes werden Umwelt- und auch Sozialverträglichkeit in rund 80 Kriterien kontinuierlich verbessert. Dazu gehören neben dem Schutz und der Stärkung der Rechte der Mitarbeiter sowie der Optimierung von Sicherheits- und Gesundheitsschutz auch Themen wie der Schutz natürlicher Ökosysteme, Klimawandel und Wassermanagement. Auch diese Maßnahmen werden regelmäßig – alle sechs Monate - durch unabhängige Auditoren überprüft.

Verbesserungen erfolgen so kontinuierlich unter anderem auch im Bereich der Menschen- und Arbeitsrechte, beginnend bei bestehenden Gesetzen, denen Geltung verschafft wird, bis hin zu zusätzlichen Maßnahmen:

  • Inzwischen wurden alle Mitarbeiter/innen ins gesetzliche Sozialversicherungssystem aufgenommen, um sie im Falle von Krankheiten, Arbeitsunfällen/ -unfähigkeit oder Arbeitslosigkeit abzusichern.
  • Alle Beschäftigten haben geregelte Arbeitsverträge.
  • Es müssen arbeitsrechtliche Schulungen erfolgen.
  • Arbeitsschutz auch bei der Feldarbeit, z.B. durch entsprechende Schutzkleidung, ist Standard. Durch Schulungen, Präventionsprogramme für Alkohol/andere Substanzen, Zugang zu Trinkwasser, Einrichtung sanitärer Anlagen wurde der Gesundheitsschutz ausgebaut.
  • In der aktuellen Projektphase stehen Geschlechtergleichheit und Existenzsichernde Löhne auf der Agenda.

Das Bananenprojekt von EDEKA und WWF belegt den Ansatz, dass ökologische und soziale Nachhaltigkeit als ganzheitliche Maxime gemeinsam betrachtet werden müssen, um eine langfristige nachhaltige Entwicklung anzustreben. Die Verbesserung der Umweltaspekte auf den Projektfincas geht einher mit einer Verbesserung der Arbeitsbedingungen. Denn der schrittweise Verzicht auf Herbizide, weniger mineralische Dünger und weniger kontaminiertes Wasser sowie der reduzierte Einsatz von Pestiziden wirkt sich nicht nur positiv auf die Natur, sondern auch die Gesundheit und Lebensqualität der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer aus. Durch ein ausgezeichnetes Wassermanagement wird kostbares Süßwasser gespart. Bananen benötigen im Anbau und beim Waschen besonders viel der knappen Ressource. Für die Farmarbeiterinnen und Farmarbeiter sowie die Menschen in der Region gehen der verringerte Verbrauch und die verbesserte Wasserqualität einher mit einer sichergestellten Trinkwasser- und Sanitärversorgung.

Partnerschaft mit Sher Ethopia

Seit 2012 unterstützt EDEKA den Fairen Handel mit Rosen in Äthiopien und arbeitet dabei mit Sher Ethiopia zusammen. Die Beschäftigten von Sher Ethiopia arbeiten zu Bedingungen, die dem Fairtrade-Standards sowie anderen international gültigen Standards und Normen (MPS Socially Qualified SQ, International Labour Organization ILO) entsprechen bzw. über diese hinausgehen. Damit sorgt EDEKA für die Verbesserung der Lebensumstände von über 12.000 Arbeitern und deren Familien in der Region Ziway. EDEKA ist inzwischen größter Vermarkter von Fairtrade-Rosen in Deutschland und weltweit der größte Fairtrade-Rosenimporteur.

  • Die Fairtrade-Prämie ermöglicht den Farmen in Äthiopien vielfältige Projekte für die Gemeinschaft wie z.B. Gesundheitsvorsorge und Bildung. Es wurde ein Krankenhaus erbaut, in einer Schule werden Tausende von Kindern unterrichtet und verpflegt. Zudem sind kommunale Einrichtungen entstanden wie ein Nachbarschaftszentrum, ein Mehrzweck-Sportkomplex und eine Kirche.
  • Der Lohn liegt deutlich über dem gesetzlich vorgeschriebenen Mindestlohn. Die Farmen sind darüber hinaus auf dem Weg zu existenzsichernden Löhnen (Living Wages). Dazu werden Living-Wage-Benchmarks durchgeführt und seit 2019 werden nur Farmen nach Fairtrade zertifiziert, die den Floor Wage (Basis-Existenzlohn) bezahlen. Eine Steigerung der Löhne in Richtung einer Living Wage ist erkennbar.
  • Ein Manteltarifvertrag regelt unter anderem kostenlose medizinische Versorgung, kostenlosen Unterricht, Arbeitsunfähigkeitsversicherung, Rente, Urlaubstage, Regelung bei Arbeitsausfall durch Krankheit, Schwangerschafts- und Erziehungsurlaub.

Absicherung durch unabhängige Dritte: Standards und Zertifizierungssysteme

EDEKA greift neben der Absicherung durch aktive Mitarbeit in Initiativen sowie über eigene Projekte und Partnerschaften bei seinen Produkten und ihren Lieferketten nach Möglichkeit auf Zertifizierungen zurück, denen anerkannte Standards und unabhängige Prüfungen und Kontrollen zugrunde liegen.

Fairtrade

Das Fairtrade-Siegel zeichnet fair gehandelte Produkte aus, die bessere Arbeits- und Lebensbedingungen für Bauern und Beschäftigte, einen schonenderen Umgang mit der Umwelt sowie die Entwicklung von Gemeinschaftsprojekten in Entwicklungsländern bewirken. Ökonomie, Ökologie und Soziales sind die drei Säulen des Fairtrade-Standards. Nur Produkte, die den Anforderungen des internationalen Fairtrade-Standards entsprechen, dürfen das Fairtrade-Siegel tragen.

Anforderungen von Fairtrade sind unter anderem:

  • ein fester Mindestpreis, der die Kosten einer nachhaltigen Produktion deckt sowie ein Aufschlag für biologisch angebaute Produkte
  • eine Fairtrade-Prämie, die von den Bauern-Kooperativen dafür verwendet werden muss, Projekte zu finanzieren, die der Gemeinschaft zu Gute kommen
  • das Verbot von Zwangsarbeit und illegaler Kinderarbeit / Schutz von Minderjährigen
  • das Verbot von Diskriminierung sowie das Ziel des Empowerments von Frauen
  • Einschränkung/Verbot des Gebrauchs von Pestiziden und Chemikalien
  • Vereinigungsfreiheit und Recht auf Tarifverhandlungen, Teilhabe und Transparenz
  • Arbeitszeitregelungen bzw. Regelungen zu Quoten und Akkordarbeit

Fairtrade beugt Kinderarbeit/Versklavung mittels einer Vielzahl von Ansätzen aktiv vor und bekämpft sie dort, wo sie auftreten, mittels Audits, Beschwerdemechanismen und Sanktionierung (Suspendierung, Entzug der Zertifizierung). Prämien fließen bei Kleinbauern-Kooperativen in großem Maß in Bildung sowie die Förderung von Frauen. Der LivingWages/Living-Income-Ansatz wird bei Fairtrade vorangetrieben und ist vor allem bei Kakao und Rosen schon weit gediehen.

Die Fairtrade-Prämie ist eine Extrazahlung, die pro Produkt und zusätzlich zum Mindest- bzw. Verkaufspreis gezahlt wird. Die Bauernkooperativen bzw. Beschäftigten auf den Plantagen entscheiden gemeinsam in einem demokratischen Prozess, in welche sozialen, ökologischen oder ökonomischen Projekte die Prämie investiert wird und welche Ziele erreicht werden sollen. Oftmals wird die Fairtrade-Prämie für Zwecke ausgegeben, die Frauen in ihrem Alltag unterstützen sollen, zum Beispiel bei der Kinderversorgung, beim Zugang zu Trinkwasser und zur Gesundheitsversorgung, und ihnen durch Material und Schulungen eine aktive Rolle auf dem Arbeitsmarkt ermöglichen.

Rainforest Alliance Certified / UTZ Certified

Die Standards von Rainforest Alliance Certified und UTZ Certified stehen für nachhaltigeren Anbau und bessere Zukunftsaussichten für Bauern, Arbeiter und deren Familien. Rainforest und UTZ haben sich 2018 zusammengeschlossen: Das neue Zertifizierungsprogramm mit einer Gültigkeit ab Juli 2021 ersetzt die bestehenden Zertifizierungsprogramme und kombiniert die Stärken der Programme von Rainforest Alliance und UTZ.

Das Rainforest Alliance-, aber auch das bisherige UTZ-Programm, ermöglichen Bauern, bessere Anbaumethoden zu erlernen, so ihre Arbeitsbedingungen, Ernten und Einkommen zu verbessern und besser für ihre Kinder und die Umwelt Sorge tragen zu können. Der Rainforest Alliance- / UTZ-Verhaltenskodex gibt klare Kriterien vor, basierend auf den Konventionen der International Labour Organization (ILO). Auf zertifizierten Farmen müssen Menschenrechte geachtet werden. Das wird durch unabhängige Prüfstellen kontrolliert.

Die Zertifizierung steht kleinbäuerlichen Betriebe, Farmen und forstwirtschaftliche Betriebe sowie Großplantagen offen. Zu den Standards gehören unter anderem:

  • gute Qualität von Methoden und Management in der Landwirtschaft, z.B. Nutzung geeigneter Anbaumethoden, Reduzierung von Kunstdünger und Pestiziden (mit positiven Auswirkungen auf das Arbeitsumfeld)
  • bessere Arbeitsbedingungen auf Basis der Konventionen der International Labour Organization (z.B. keine Zwangsarbeit, keine Diskriminierung/Stärkung von Frauen, keine Kinderarbeit, sicheres und gesundes Arbeitsumfeld, Zugriff auf sauberes Trinkwasser, sanitäre Einrichtungen und Gesundheitsvorsorge)
  • bessere Vorsorge für zukünftige Generationen (z.B. keine Kinderarbeit, Schulausbildung, medizinische Vorsorge für Mütter und Kinder)
  • Schaffung nachhaltiger Lebensgrundlagen und Bekämpfung ländlicher Armut, Bezahlung in Übereinstimmung mit der nationalen Gesetzgebung und Stärkung des Living Income-Ansatzes (Hinarbeit zu Living Income ist vorgeschrieben)
  • Stärkung von Indigenen durch Schutz der Landrechte, Unterstützung unabhängiger wirtschaftlicher Entwicklung
  • Rückverfolgbarkeit des Produkts bis zum Farmer (Chain-of-Custody-Standard: Absicherung aller Lieferkettenschritte als Voraussetzung für Zertifizierung)

Kleinbauern/Kleinbäuerinnen und Arbeiter/innen erhalten spezielle Schulungen zu Themen wie Gleichstellung der Geschlechter sowie zur Vermeidung von Kinderarbeit und Diskriminierung. Investiert wird die Prämie nach eigener Entscheidung, etwa um die Professionalisierung auf Farmebene oder kooperativer Ebene voranzutreiben oder soziale Einrichtungen in der Gemeinde zu bezahlen. Bei Plantagen kann die Prämie unter anderem zur Erfüllung des Standards oder für kontinuierliche Verbesserungen verwendet werden (Löhne, sanitäre Einrichtungen, Unterkünfte, Schutzkleidung, etc.).

Im neuen gemeinsamen Zertifizierungsprogramm werden zudem folgende Kernthemen in den Fokus gerückt:

  • Klimafreundliche Landwirtschaft: Mit einem Fokus auf Anpassung an den Klimawandel werden auch in Zukunft Ernten und damit Existenzgrundlagen gesichert.
  • Menschenrechte: Der neue Ansatz spricht nicht einfach ein Verbot aus, sondern konzentriert sich bei der Lösung von Menschenrechtsproblemen auf eine Einbindung der lokalen Gemeinden, um Probleme gemeinsam und präventiv anzugehen.
  • Soziale und ökologische Anforderungen an Lieferketten: Nicht nur Farmen, auch Unternehmen entlang der Lieferkette mit einem hohen Risiko negativer Auswirkungen müssen angemessene Arbeitsbedingungen sicherstellen, z.B. durch Arbeitsschutzkleidung und Abwassermanagement
  • Abholzung: Das Vebot der Abholzung wird ausgeweitet auf alle natürlichen Ökosysteme.

EDEKA nutzt Rainforest Alliance Certified / UTZ Certified vor allem für die Absicherung bei Kaffee, Kakao, Tee, Bananen, Orangensaft oder Haselnüssen. Alle EDEKA Kaffee-, Kakao- und Schokoladenprodukte sind mindestens Rainforest Alliance- bzw. UTZ-zertifiziert, teils auch Bio- und/oder Fairtrade-zertifiziert. EDEKA bzw. die Lieferanten zahlen eine volumenabhängige Gebühr (UTZ-Programmgebühr), die den Standard und die Ausweitung und Erneuerung der Programme mitfinanziert.

Global G.A.P./GRASP

Der internationale Standard GLOBALG.A.P. ist ein Qualitätssicherungssystem. Er kann ergänzt werden um das GRASP-Zusatzmodul (GLOBALG.A.P. Risk Assessment on Social Practices). GRASP dient dazu, die Sozialpraktiken in landwirtschaftlichen Betrieben einschätzen und bewerten zu können und ergänzt die Risikoeinschätzung um Aspekte der Arbeitsbedingungen. Gibt es andere Nachweise zur Einhaltung von Sozialstandards, wie sie bei Rainforest Alliance Certified, Fairtrade- und Bio-„Sozial“-Standards wie Naturland Fair, FIAS, SIZA etc. hinterlegt sind, werden diese von EDEKA als Ersatz für das GRASP-Modul anerkannt. Unter anderem geht es bei GRASP um spezifische Kriterien der Arbeitssicherheit, des Gesundheitsschutzes und der sozialen Belange von Arbeitern. Dazu gehören:

  • Umsetzung nationaler Arbeitsgesetze
  • Arbeitsverträge, Lohnabrechnungen, dokumentierte Löhne
  • Einhaltung von Arbeits- und Pausenzeiten
  • Verbot von Diskriminierung
  • Recht auf Gewerkschaften
  • Einhaltung der Schulpflicht
  • Beschwerdemechanismen

Wird mittels GRASP festgestellt, dass es besondere Risikofaktoren gibt – etwa, dass der Anteil an Saisonarbeit oder an Migranten hoch ist – werden nach Möglichkeit zusätzliche Maßnahmen zur Absicherung ergriffen beispielsweise über Amfori BSCI Food. Die durch Global G.A.P/GRASP abgesicherten Produkte tragen kein Siegel oder Logo.

EDEKA fordert für die als Risikobereich erkannte Warengruppe Obst und Gemüse von allen Vertragspartnern den internationalen Standard GLOBALG.A.P. als Qualitätssicherungssystem ein, seit 2014 inklusive GRASP-Modul. EDEKA ist im Board des Global G.A.P. vertreten sowie in den Arbeitsgruppen (Technical Committees) „Crops“ und „GRASP“, um zur Weiterentwicklung des Standards beizutragen.

Marine Stewardship Council (MSC)

Der Marine Stewardship Council (MSC) ist eine internationale gemeinnützige Einrichtung und vergibt sein blaues MSC-Logo als Siegel für nachhaltig arbeitende und vorbildlich geführte Fischereien. Sie müssen bestandserhaltend arbeiten und mit Rücksicht auf die Meeresumwelt fischen. Es muss darüber hinaus ein Fischerei-Managementsystem etabliert werden, das auf die nachhaltige Nutzung des Meeres ausgerichtet ist, und die Rückverfolgbarkeit für transparente Lieferketten absichert.

Der Schwerpunkt des Zertifizierungsstandards lag bisher im Bereich Umwelt, im Rahmen der Weiterentwicklung des Standards werden seit 2019 verstärkt auch menschenrechtliche Sorgfaltspflichten einbezogen:

  • Ausschluss von Kinder- und Zwangsarbeit: Fischereien müssen eine Erklärung darüber abgeben, ob und wenn ja welche Mechanismen Sie nutzen, um Zwangs- und Kinderarbeit zu verhindern.
  • Für die Chain-of-Custody-Zertifizierung ist für Risikoländer ein Sozial-Audit ab Packstation obligatorisch: Anerkannt werden hier Amfori BSCI, SEDEX, SA8000, Sustainable Supply Chain Initiative. Da es sich um Import-Lebensmittel handelt, deckt EDEKA die Risiken hier bereits seit 2010 auch über Amfori BSCI ab.

EDEKA setzt bei Wildfisch bevorzugt auf das MSC-Siegel, der Großteil der Wildfisch-Eigenmarken trägt inzwischen das MSC-Siegel. EDEKA hat auch das Eigenmarken-Sortiment an Thunfischkonserven als Erster im deutschen Markt vollständig auf MSC-zertifizierte Ware umgestellt.

Aquaculture Stewardship Council (ASC)

Der „Aquaculture Stewardship Council“ (ASC) wurde 2010 gegründet mit dem Ziel, Standards für umweltverträgliche und sozial verantwortungsvolle Fischzucht zu entwickeln.

Zu den ökologischen Kriterien zählen Nachweise, dass unerwünschte Auswirkungen auf Umwelt und Artenvielfalt aktiv reduziert werden sowie verantwortungsvoll mit Fischbeständen und der Ressource Wasser umgegangen wird. Aber auch Arbeits- und Menschenrechte haben eine große Bedeutung. ASC-zertifizierte Farmen müssen die Kernarbeitsnormen der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) einhalten.

Dazu gehören:

  • Verbot von Kinder- und Sklavenarbeit
  • sicheres Arbeitsumfeld
  • angemessener Lohn
  • geregelte Arbeitszeiten
  • Berücksichtigung der Interessen umliegender Gemeinden

EDEKA baut den Anteil von verantwortungsvoll erzeugten Fischzuchtprodukten und Produkten mit ASC-Siegel kontinuierlich aus. EDEKA bietet zum Beispiel nur noch zertifizierte Zuchtgarnelen im Eigenmarkensortiment, darunter Black Tiger Garnelen aus kleinbäuerlichen Zuchten in Indien und Bangladesch.

Roundtable on Sustainable Palm Oil (RSPO)

Beim Roundtable on Sustainable Palm Oil (RSPO) handelt es sich um ein Palmöl-Zertifizierungssystem mit vier Lieferkettenmodellen, vom Zertifikatshandelssystem bis zur garantierten Rückverfolgbarkeit (Identity Preserved). Es werden sowohl ökologische als auch soziale Anforderungen abgedeckt.

Basis von RSPO ist ein Katalog mit acht Prinzipien und dazugehörigen Kriterien, die in nationalen Richtlinien je nach Anbauland konkretisiert werden. Die acht Grundanforderungen heben auch auf menschenrechtliche Sorgfaltspflichten ab:

  • Bekenntnis zu Transparenz
  • Einhaltung von Gesetzen und sonstigen rechtlichen Bestimmungen (z.B. die rechtmäßige Nutzung von Anbauflächen)
  • Bekenntnis zu langfristiger wirtschaftlicher Tragfähigkeit
  • Anwendung angemessener, bewährter und vorbildlicher Methoden durch anbauende Betriebe und Mühlen (z.B. beim Einsatz von Agro-Chemikalien), um etwa Bodenfruchtbarkeit langfristig zu erhalten und Erosion zu vermeiden
  • Verantwortung gegenüber der Umwelt und Wahrung natürlicher Ressourcen und der Biodiversität
  • verantwortungsvolle Berücksichtigung der Angestellten und betroffener Individuen und Gemeinden
  • verantwortungsvolle Entwicklung neuer Anbaugebiete
  • Bekenntnis zur kontinuierlichen Verbesserung in den Hauptarbeitsgebieten

Bei der Absicherung von Arbeits- und Menschenrechten wird auf dynamische Risikoanalysen statt auf Checklisten gesetzt: Menschenrechts-Analysen erfolgen in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Institut für Menschenrechte. Dabei wird nicht auf das Risikopotenzial einzelner Länder abgehoben, sondern darauf, was der jeweilige Lieferant im Hinblick auf menschenrechtliche Sorgfaltspflichten umsetzt. RSPO versucht so kontinuierlich, bestehende Lücken in der Absicherung von Menschenrechten zu schließen. Der RSPO-Standard wird kontinuierlich weiterentwickelt und berücksichtigt nach der jüngsten Revision soziale Aspekte wesentlich stärker. Die aktuelle Version des Standards aus 2019 enthält belastbare Vereinbarungen zur Achtung von Menschen- und Arbeiterrechten. Klare Schutzmaßnahmen, einschließlich strikter Verbote von Kinder- und Zwangsarbeit, müssen rigoros umgesetzt werden. Renten- und Sozialversicherungen sind obligatorisch für alle Beschäftigten vorgeschrieben.

Die Palm Oil Innovation Group (POIG), eine Multi-Stakeholder Initiative, die sich für nachhaltige und verantwortungsbewusste Produktionspraktiken entlang der Palmöl-Lieferkette ausspricht, begrüßt die Aufnahme der von ihnen formulierten Zusatzkriterien und damit die Stärkung von Sozialkriterien im Standard. Und auch ökologische Vorgaben wie umfassende Verbote von hochgefährlichen Pestiziden und strenge Richtlinien zum nachhaltigen Einsatz von Düngemitteln im Anbau kommen nicht nur der Umwelt, sondern auch der Gesundheit der Arbeiter und Arbeiterinnen zugute.

Bereits seit 2014 gibt es eine RSPO-Arbeitsgruppe, die soziale Fokusthemen bearbeitet:

  • Menschenrechte (Recht auf Gesundheit, Leben, angemessene Nahrung, gerechte Arbeitsbedingungen – nach UN Sozialpakt und UN Zivilpakt)
  • Identifikation besonders verletzlicher Gruppen (Kinder, Frauen, Indigene, Kleinbauern, Arbeiter, Wanderarbeiter)
  • Identifikation genereller Problematiken (Landnutzungskonflikte, eingeschränkte Versammlungsfreiheit, intransparente/betrügerische Einstellungsbedingungen, Diskriminierung von Frauen sowie nicht dokumentierte und unbezahlte Frauenarbeit, Kinderarbeit, Status und Arbeitsbedingungen von Migranten)

EDEKA hat schon seit Ende 2013 Palmöl in EDEKA-Eigenmarken-Produkten komplett auf nachhaltigere, zertifizierte Ware (RSPO) umgestellt und entwickelt dieses Niveau hin zum Handelsmodell RSPO Segregated ständig weiter. Auch Palmkernöl sowie Derivate und Fraktionen von Palmöl sind zu rund drei Viertel bereits zertifiziert (Handelsmodelle Segregated oder Mass Balance). Im Rahmen des Forums Nachhaltiges Palmöl (FONAP) unterstützt EDEKA aktiv die weitere Entwicklung des RSPO-Standards inklusive menschenrechtlicher Sorgfaltspflichten. EDEKA kooperiert auch in einem Kleinbauernprojekt mit WWF und der NGO Wild Asia in Malaysia. Hier werden Kleinbauern zu einem nachhaltigen Anbau geschult und durch Steigerung der Erträge und Zugang zum internationalen Markt für nachhaltiges Palmöl die Lebensumstände der Bauern verbessert.

Global Organic Textile Standard (GOTS)

Global Organic Textile Standard (GOTS) ist der weltweit führende Standard für die Verarbeitung von Textilien aus biologisch erzeugten Naturfasern. Die Sicherstellung der Standards erfolgt durch eine unabhängige, jährliche Zertifizierung der gesamten Lieferkette. Zertifizierte Produkte erhalten das GOTS-Siegel.

Umwelttechnische Anforderungen beziehen sich auf den Anteil an kontrolliert biologischen Naturfasern (mind. 70%, ab 95% Kennzeichnung mit „Bio“ möglich) sowie Kriterien für erlaubte chemische Behandlungen und Stoffe und die Durchführung von Umweltschutzprogrammen. Stark verankert sind menschenrechtliche Sorgfaltspflichten. Grundlage sind die ILO Kernarbeitsnormen, Verarbeiter und Hersteller müssen über ein Soziales Managementsystem verfügen und ihr Geschäft nach ethischen Grundsätzen führen. Wichtige Stichworte sind hier:

  • Freie Wahl der Beschäftigung
  • Vereinigungsfreiheit und Recht auf Kollektivverhandlungen
  • Sichere und hygienische Arbeitsbedingungen
  • Verbot von Kinderarbeit
  • Mindestlohn
  • Keine übermäßige Arbeitszeit
  • Keine Diskriminierung
  • Reguläre Beschäftigung
  • Verbot von grober oder inhumaner Behandlung
  • Humantoxizität (technische Qualitätsanforderungen und Grenzwerte für Rückstände)

EDEKA hat seine GOTS-fähigen Textil-Eigenmarken auf GOTS-zertifizierte Produkte umgestellt. Die Produktionsstätten für EDEKA-Eigenmarken und EDEKA-Aktionsartikel müssen zusätzlich auf Anforderung von EDEKA Amfori BSCI-auditiert (Amfori Business Social Compliance Initiative) sein und werden regelmäßig durch unabhängige Prüfer vor Ort geprüft.

Forest Stewardship Council (FSC)

Der Forest Stewardship Council (FSC) wurde gegründet, um die wesentlichen Umwelt- und Sozialstandards in der Waldwirtschaft abzusichern. FSC ist aufgrund des weltweit gültigen Standards, der Einbindung aller relevanten Interessengruppen und der Unterstützung durch namenhafte Unternehmen sowie Umwelt- und Sozialorganisationen als glaubwürdige Lösung für nachhaltige Waldwirtschaft anerkannt. Die Zertifikatsvergabe erfolgt durch unabhängige Dritte und wird jährlich überprüft. Das FSC®-Siegel des Forest Stewardship Council® kennzeichnet Holz-, Papier- und Tissue-Produkte aus verantwortungsvoller Waldwirtschaft: Für ihre Herstellung wird nicht mehr Holz entnommen als nachwächst, Forstbetriebe übernehmen neben der wirtschaftlichen in gleichem Maße auch ökologische und soziale Verantwortung.

Die ersten vier der insgesamt zehn FSC-Grundsätze schreiben folgende menschenrechtliche Sorgfaltspflichten vor:

  • Einhaltung der Gesetze: Der Forstbetrieb hält sämtliche geltende Gesetze, Verordnungen und internationale Verträge, Konventionen und Vereinbarungen, die auf nationaler Ebene ratifiziert sind, ein.
  • Arbeitnehmerrechte und Arbeitsbedingungen: Der Forstbetrieb erhält oder verbessert die soziale und wirtschaftliche Situation aller im Forstbetrieb Beschäftigten.
  • Rechte indigener Völker: Die gesetzlichen und gewohnheitsmäßigen Rechte der indigenen Gruppen hinsichtlich Besitz, Nutzung und Bewirtschaftung von Land, Territorien und Ressourcen, die durch Bewirtschaftungsmaßnahmen betroffen sind, sind vom Forstbetrieb zu identifizieren und aufrecht zu erhalten.
  • Beziehungen zur lokalen Bevölkerung: Der Forstbetrieb trägt zur Erhaltung oder Verbesserung des sozialen und wirtschaftlichen Wohlergehens der lokalen Bevölkerung.

EDEKA hat die Holz-, Papier- und Tissue-Produkte seiner Eigenmarken komplett auf Produkte aus verantwortungsvoller Waldwirtschaft mit FSC-Siegel oder auf Recycling mit dem Blauen Engel umgestellt und sichert damit Umwelt- und Sozialstandards rund um den aus dem Wald stammende Material des Produktes ab: Sofern nicht Blauer Engel- sind die Produkte FSC-zertifiziert (100%, Mix oder Recycling). Dies trifft auch auf die Umverpackungen der Eigenmarkenprodukte aus Pappe und Papier zu 94 Prozent zu.