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Verantwortung

Dirk Steffens über Lebensmittelwertschätzung

Weniger wegwerfen! Wie wichtig es vor allem für unsere Umwelt ist, dass wir unsere Lebensmittel mehr wertschätzen, erklärt Wissenschaftsjournalist und Nachhaltigkeitsexperte Dirk Steffens in diesem Interview.

Warum ist ein bewusster Umgang mit Lebensmitteln aus Ihrer Sicht notwendig?

Es gibt wohl keinen effizienteren Weg, um Klima und Arten zu schützen. Wenn man den ökologischen Fußabdruck der Landwirtschaft, die Überfischung, die Verschwendung von Essen und all die anderen Aspekte der globalen Nahrungsmittel-Produktion zusammennimmt, kommt man zu einem erschütternden Ergebnis: Nicht der Verkehr, nicht die Energieproduktion und auch nicht die Industrie sind die schlimmsten Arten- und Klimakiller. Das größte Umweltproblem unserer Zeit sind Nahrungsmittel, also die Art, wie wir sie herstellen und auch, wie wir mit ihnen umgehen. Es klingt verrückt, aber wenn wir diese Probleme lösen würden, könnten wir die Welt einfach gesund essen. Was auf unserem Tisch steht, ist wahrscheinlich entscheidender für den Umweltschutz als die Frage, was für ein Auto vor der Tür parkt.

Dirk Steffens ist ein mehrfach ausgezeichneter Wissenschaftsjournalist. Bekannt wurde er unter anderem durch seine naturwissenschaftlichen Dokumentationen und Reportagen. Als Nachhaltigkeitsexperte möchte er Tipps und Inspirationen rund um die Themen Nachhaltigkeit und Umweltschutz geben.

Worin sehen Sie die Ursachen von Lebensmittelverschwendung und wie lässt sich Lebensmittelverschwendung aus Ihrer Sicht wirkungsvoll eindämmen?

Wir sind sowohl bei der Herstellung als auch bei der Verteilung und dem Konsum von Lebensmitteln ineffizient. Weil wir so absurd viel Fleisch produzieren, brauchen wir viel mehr Fläche, als zur Welternährung eigentlich nötig wäre. Zudem verderben bei Transport und Verkauf Lebensmittel. Vor allem wir Konsument:innen schmeißen zu Hause viel weg. Eine genaue Berechnung ist zwar kaum möglich, aber es könnte durchaus sein, dass wir ein Drittel aller Lebensmittel einfach verschwenden. Zum Glück ändert sich das aber langsam: Es gibt in diesem Spiel keine Guten und Bösen. Wir – also Landwirtschaft, Handel und Verbrauchende – können das System nur gemeinsam verändern.

Haben Sie Tipps für einen bewussten Umgang mit Lebensmitteln, die Sie auch selbst umsetzen?

Ich esse möglichst wenig Fleisch und wenn ich die Wahl habe, kaufe ich grundsätzlich immer Lebensmittel, die ein Öko-Zertifikat haben. Als Familie versuchen wir außerdem möglichst wenig Essen wegzuwerfen. Das kriegen wir ehrlich gesagt noch nicht so gut hin, wie wir es gerne hätten, aber wir arbeiten dran.

Die UN will die Lebensmittelverschwendung bis 2030 halbieren. Ist das ein wirksamer Schritt für Umwelt und Klima?

Das würde natürlich helfen. Zudem ist es viel einfacher, die Verschwendung von Lebensmitteln zu reduzieren, als Essgewohnheiten oder Anbaumethoden zu verändern. Und es geht schlichtweg schneller. Das ist wichtig, schließlich läuft uns bei Klima- und Artenschutz die Zeit davon.

Was stimmt Sie positiv (in Bezug auf Ihre tägliche Arbeit) mit Blick auf das Thema Lebensmittelwertschätzung?

Es ist mehr ein Gefühl als eine Gewissheit: Ich habe den Eindruck, dass sowohl bei Verbraucher:innen als auch bei Produzent:innen und im Handel die Einsicht wächst, dass jede:r Verantwortung übernehmen muss und man sich nicht immer mit Produktionskosten, Margen oder dem eigenen Portemonnaie herausreden kann. Schließlich wollen wir alle das Gleiche: Gesunde, erschwingliche Lebensmittel und eine intakte Umwelt. Das Bewusstsein dafür ist heute viel größer als noch vor einigen Jahren. Deshalb bin ich überzeugt: Der Wandel zum Besseren hat bereits begonnen.