Die Kakaoinitiative „Cocoa For Future“
Schokoladenprodukte jeglicher Art sind überall beliebt und haben hierzulande das ganze Jahr Saison. Doch der dafür nötige Kakaoanbau ist nur in wenigen tropischen Ländern möglich und sehr häufig mit ökologischen sowie sozialen Herausforderungen verbunden. Um den Kakaoanbau zukunftsfähiger zu gestalten und die Lebens- und Arbeitsbedingungen der Farmer:innen zu verbessern, hat der EDEKA-Verbund die Kakaoinitiative „Cocoa For Future“ ins Leben gerufen.
Zukunftsträchtiges Engagement
Nachhaltigere Lieferketten können langfristig nur dann erreicht werden, wenn Umwelt- und Sozialaspekten gleichermaßen Rechnung getragen wird. Im Mittelpunkt der Initiative „Cocoa For Future“ steht daher das Ziel, den Kakaoanbau nachhaltiger und klimaresistenter zu gestalten, die Biodiversität zu schützen sowie die Lebensumstände der Bäuer:innen und ihrer Familien zu verbessern. Nur so kann es auch noch in Zukunft Kakao für unsere beliebten Schokoladenprodukte geben.
Keine "Schokoladenseite"
Kakao wird entlang des Äquators im sogenannten Kakaogürtel angebaut. Mehr als 60 Prozent der globalen Kakaoernte stammen aus Westafrika, etwa Ghana und der Côte d´Ivoire (Elfenbeinküste). Der Großteil der Farmer:innen vor Ort profitiert jedoch nicht von diesem geografischen „Kakaomonopol“: Laut aktueller Studien des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) verdienen 75 Prozent der Kakaobäuerinnen und -bauern in Ghana und der Côte d´Ivoire nicht genug, um sich und ihren Familien einen angemessenen Lebensstandard zu ermöglichen. Die Folge der wirtschaftlichen Lage vor Ort: Farmer:innen sind häufig gezwungen, kurzfristig zu planen. Fehlende Sicherheiten und ein schwankender Weltmarktpreis für Kakao, der nicht existenzsichernd ist, sind zusätzliche Hindernisse, um nachhaltigerem Anbau eine höhere Priorität einzuräumen. Dies führt, in Kombination mit fehlendem Zugang zu Bildungseinrichtungen, dazu, dass insbesondere westafrikanische Farmer:innen keine andere Möglichkeit haben, als ihre Kinder bei gesundheitsgefährdenden und körperlich herausfordernden Arbeiten auf der Farm einzubeziehen. Ein weiteres Problem ist die Abholzung von Wäldern, um neue Anbauflächen zu generieren, wenn die Farm älter und unproduktiver wird. Dies zerstört Ökosysteme, verringert die Biodiversität und trägt zum Klimawandel bei, was letztendlich wiederum den Lebensunterhalt der Farmer:innen bedroht.
Unsere Initiative: "Cocoa For Future"
Sie wollen sich selbst einen Eindruck von unserer Initiative „Cocoa For Future“ machen? Erfahren Sie mehr über die Hintergründe und den Start der Initiative in Ghana in unserem Film.
Soziales und Umweltaspekte greifen ineinander
Den Fokus von „Cocoa For Future“ bildet die gezielte Ursachenbekämpfung unter Berücksichtigung sozialer und ökologischer Aspekte. Das bedeutet konkret, die Kakaobäuer:innen sozial und wirtschaftlich zu stärken, mit entsprechenden positiven Auswirkungen auf die Umwelt. 2021 startete die Initiative in Ghana. Eine Ausweitung in die Côte d´Ivoire und nach Peru sind in Planung. Grundvoraussetzung für die Teilnahme: eine Zertifizierung der Betriebe durch Rainforest Alliance.
Probleme an der Wurzel packen
Das Ziel von EDEKA ist es, die Lebensumstände der Farmer:innen und ihrer Familien nachhaltig zu verbessern und gleichzeitig die Umwelt zu schützen.
Dabei setzt die Cocoa For Future Initiative auf drei Säulen:
- Besserer Kakaoanbau
- Schutz der Wälder und
- starke Gemeinschaften
Besserer Kakaoanbau
Mit der Initiative fördert EDEKA intensive Schulungen der Farmer:innen. In 1:1 Coachings lernen sie, wie sie ihren Kakao ertragsergiebiger und umweltfreundlicher anbauen können. Ein besonderer Fokus liegt dabei auf dem Anbau in sogenannten agroforstwirtschaftlichen Systemen. Bei diesem Anbaukonzept werden neben der eigentlichen Kulturpflanze weitere Pflanzen und Bäume in die Farm integriert. Der Kakaoanbau in Monokulturen hingegen schadet der Biodiversität und führt zu einem Rückgang der Produktivität, da die Kakaopflanze als Dschungel-Gewächs im Schatten anderer Pflanzen besser gedeiht.
Beim Agroforstanbau für Kakao verbessern die auf der Farm integrierten Obstbäume, Sträucher oder medizinischen Kräuter die Wachstumsbedingungen der Kakaobäume, indem sie Schatten spenden sowie zusätzliche Feuchtigkeit und Nährstoffe liefern. Die Farmer:innen profitieren so von einem zukunftsfähigeren Kakaoanbau und der Erschließung zusätzlicher und langfristiger Einkommensquellen. Zudem werden die Kakaopflanzen resilienter gegenüber den Auswirkungen des Klimawandels, benötigen weniger Pestizide und die zusätzlichen Bäume auf den Farmen bündeln weiteres CO2. Da bestehende Flächen länger genutzt werden können, verhilft der Anbau im Agroforst ebenfalls, die Umwandlung wertvoller Waldflächen zu verhindern.
Mithilfe von verschiedenen Agroforst-Modellen können die Programmfarmer:innen den Kakaoanbau im Agroforst individuell an die Gegebenheiten auf ihren Farmen anpassen. Drei verschiedene Bepflanzungs-Modelle werden umgesetzt: Basis, Fortgeschrittener und Dynamischer Agroforst, wobei sich insbesondere letzterer durch eine hohe Anzahl heimischer Baumarten und eine erhöhte Biodiversität auszeichnet. Er spiegelt somit das natürliche Habitat der Kakaopflanze wider.
Vor der Bepflanzung durchlaufen die Kakaofarmer:innen ein umfassendes Trainingsprogramm. Besonders erfahrene & engagierte Farmer:innen werden zusätzlich zu sogenannten „Lead Farmer:innen“ ausgebildet. Sie verbreiten das Wissen in ihren Gemeinschaften und bilden die Schnittstelle zwischen Agroforsttrainer:innen und den Programmteilnehmer:innen. Unterstützt werden die Farmer:innen zudem durch die Bereitstellung von benötigtem Saatgut und Setzlingen sowie personelle Hilfe bei der Beschneidung der Pflanzen.
Schutz der Wälder
Um den Schutz von Wäldern und Schutzgebieten sicherzustellen, sind 100 Prozent unserer Programm-Farmen polygonkartiert. Polygone stellen die exakte Lage und Grenzen der Programmfarmen auf einer digitalen Karte dar. Mit Hilfe der Polygone und Satellitenbildern (Fernerkundung) kann so überprüft und sichergestellt werden, dass kein Kakao auf Flächen angebaut wird, die in den vergangenen Jahren entwaldet worden oder als Schutzgebiete gekennzeichnet sind. Darüber hinaus unterstützen wir die Farmer:innen bei der Sicherung ihrer Landrechte durch die Erstellung von sogenannten Farmplänen.
Starke Gemeinschaft
Eine große Herausforderung im Kakaoanbau ist der Einsatz von Kindern als Arbeitskräfte. Die Gründe dafür sind vielfältig: etwa die wirtschaftliche Situation, mangelhafter Zugang zu Schulen sowie tradierte gesellschaftliche Verhaltensweisen. In einem mehrstufigen Prozess werden daher gemeinsam mit lokalen Partnern vor Ort die Risiken für Kinderarbeit umfassend analysiert und identifiziert. Gemeinsam mit den Farmer:innen und ihren Familien werden individuell angepasste Präventions- und Abhilfemaßnahmen erarbeitet und realisiert.
Da häufig der Zugang zu offiziellen Banken und Finanzinstituten nur bedingt gelingt, erhalten Kakaofarmer:innen und weitere Gemeindemitglieder darüber hinaus über sogenannte dörfliche Spar- und Darlehensvereinigungen (Village Savings and Loans Associations – kurz VSLAs) den Zugang zu Finanzmitteln. In den lokalen Gruppen lernen die Farmer:innen, gemeinsam Geld zu sparen und kleine Kredite zu vergeben, die sie von offiziellen Finanzinstitutionen nicht erhalten hätten. Ein besonderer Fokus liegt dabei auf der Förderung von Frauen und die Investition in die Bildung und Sicherheit der Kinder.
In jedem Anbauland gibt es aufgrund der ökologischen und sozialen Gegebenheiten vor Ort unterschiedliche Voraussetzungen und natürlich auch Herausforderungen, die es zu berücksichtigen gilt. Entscheidend sind daher länder- und regionsspezifische Maßnahmen und keine „One size fits all"-Lösung, um den Kakaoanbau umwelt- und sozialverträglicher zu gestalten. Um das leisten zu können, setzt die Initiative „Cocoa For Future“ auf starke Partner wie:
- die Krüger Group als langfristige Partner und führende Hersteller von Kakaoprodukten
- Beyond Beans als lokalen Partner für die Konzeption und Umsetzung der Maßnahmen in Anbauregionen
- das zivilgesellschaftliche Netzwerk Solidaridad für die strategische Entwicklung und fortlaufende Überprüfung sowie Optimierung der Initiative
- die Kooperative Cocoa Abrabopa Association, die unter anderem beim Aufbau und der initialen Umsetzungsphase des Programms in Ghana unterstützten
- der Klimaspezialist Nature Office, der verschiedene Analysen zur Projektanpassung und zu Umweltfaktoren durchführte
- die Umweltschutzorganisation World Wide Fund For Nature (WWF) als langfristiger, strategischer Partner des EDEKA-Verbunds, der ebenfalls bei in der Phase der Programmentwicklung unterstützte
Das Engagement trägt Früchte
Am Ende profitieren auch Kund:innen in den heimischen EDEKA-Märkten vom kontinuierlich wachsenden Angebot umweltverträglicherer Produkte. 65 Schokoladen-Eigenmarkenprodukte mit dem Logo der Initiative sind in EDEKA-Märkten sowie bei Netto Marken-Discount erhältlich. Zukünftig soll das gesamte Eigenmarken-Sortiment umgestellt werden. Dabei setzt EDEKA auf die effektive Methode der Massenbilanz-Beschaffung von Rainforest Alliance. Mit jedem verkauften "Cocoa For Future"-Schokoladenprodukt unterstützen Verbraucher:innen die Initiative und damit die teilnehmenden Farmer:innen in unseren Anbauländern.