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Verantwortung

"Nachhaltige Fischerei sichert langfristig das Überleben."

Vier Fragen an Dirk Steffens, Nachhaltigkeitsexperte und „Biodiversitäts-Botschafter der deutschen Entwicklungspolitik“, zur Bedeutung nachhaltiger Fischerei.

Wodurch zeichnet sich nachhaltiger Fischfang aus?

Ganz vereinfacht gesagt: Nachhaltige Fischerei sichert Fischerinnen und Fischern langfristig das Überleben. Man muss kein Studium der Meeresbiologie absolviert haben, um zu verstehen: Wer ständig mehr Fisch aus dem Meer holt, als dort nachwachsen kann, fängt irgendwann gar keinen Fisch mehr. Die nachhaltige Fischerei richtet sich nach den Empfehlungen der Wissenschaft – zumindest sollte sie das. Das heißt, es werden nur so viele Tiere aus dem Wasser geholt, dass die Bestände nicht gefährdet werden. Außerdem wird auf besonders zerstörerische Fangmethoden verzichtet. Dazu zählen Grundschleppnetze, die den ganzen Meeresboden umpflügen und dabei ganze Korallenriffe zerstören sowie gewaltige Mengen CO2 freisetzen können. Aber auch Treibnetze, in denen sich besonders oft Wale und anderer Beifang verfangen. Treibnetze werden deshalb auch „Todeswände“ genannt. Denn nichts anderes sind sie. Glücklicherweise sind diese inzwischen weitestgehend verboten.

Themenfelder der strategischen Partnerschaft von EDEKA und WWF: Fisch und Meeresfrüchte

Was ist Überfischung und was hilft dagegen?

Fische leben nicht gleichmäßig über die Weltmeere verteilt, sondern ganz konzentriert dort, wo sie Futter und günstige Bedingungen finden. In diesen Gebieten, den sogenannten Fischgründen, lohnt es sich ganz besonders, die Netze auszuwerfen. Das hat zur Folge, dass bereits über die Hälfte der weltweiten Fischgründe maximal genutzt und über ein Drittel sogar völlig überfischt sind. Holt man über einen langen Zeitraum mehr Fische raus, als neue nachwachsen können, schrumpft der Bestand, und das Gebiet gilt als überfischt. Was dagegen hilft, liegt auf der Hand: weniger fischen. Die Forschung kann heute ziemlich genau sagen, wie viele Tonnen von welcher Fischart man pro Jahr in welchem Gebiet fangen darf, ohne die Bestände zu gefährden.

Dirk Steffens ist ein mehrfach ausgezeichneter Wissenschaftsjournalist, TV-Moderator und Experte für Nachhaltigkeit.

Wie kann sich der Bestand besonders überfischter Fischarten wieder erholen?

Lasst die überfischte Art einfach in Ruhe, dann erholt sie sich von ganz allein. Meistens jedenfalls. Manchmal haben nicht genug Fische einer Art überlebt, um den Bestand wieder auffüllen zu können.

Was lässt sich über Aquakulturen sagen?

Grundsätzlich eine gute Idee. Aber, und das ist ein sehr großes Aber: Um die Fische in Aquakulturen züchten und mästen zu können, werden häufig andere Fische im Ozean gefangen und an die Mastfische verfüttert. Dabei ist der Futterfang sehr oft alles andere als nachhaltig. Trotzdem möchte ich Aquakulturen nicht grundsätzlich verdammen, denn wenn wir auch in Zukunft noch Fisch essen wollen, müssen wir ihn züchten und dürfen ihn nicht aus der Wildnis wegjagen. Nur die Haltungs- und Fütterungsmethoden müssen sich ändern. Dass das funktioniert, zeigen bereits einige Farmen. Die bekommen dafür dann das Bioland-, Naturland- oder ASC-Siegel.