Mit einem Mal ist alles anders
Zuerst die Nachrichten über einen neuartigen Erreger, etwas später aufmerksames Beobachten des Geschehens jenseits deutscher Grenzen – und dann waren sie auch hierzulande Realität, die Lockdowns im Frühjahr und Herbst. Im Corona-Jahr 2020 wurde der Lebensmittelhandel früh als „systemrelevant“ eingestuft. Konfrontiert mit teils sehr großen Nachfragespitzen stellten die Unternehmen unserer Branche die Versorgung der Menschen ganzjährig sicher. Und die nahmen die Beschäftigten in Supermärkten als „Helden des Alltags“ wahr.
Viel Dankbarkeit für unermüdlichen Einsatz
Die Sicherheit von Mitarbeitern und Kunden sowie die verlässliche Versorgung der Menschen mit Lebensmitteln stand und steht für uns in Zeiten der Pandemie stets im Fokus. Für alle Beteiligten ist dies ein in dieser Form nicht gekannter Kraftakt.
In unseren Märkten prägten im gesamten Jahresverlauf 2020 – und darüber hinaus – Themen wie die Maskenpflicht, die Desinfektion von Einkaufswagengriffen oder die Organisation der Abstandsregelungen das Tagesgeschäft. Und was unter normalen Umständen zur Marktroutine gehört, wurde zusehends zur Herausforderung: zum Beispiel das Beschaffen von und das Auffüllen der Regale mit Ware. Denn speziell in den ersten Monaten der Pandemie sorgte die teilweise sprunghaft gestiegene Nachfrage in einigen Sortimentsbereichen für außergewöhnlichen Handlungs- und Kommunikationsbedarf. Regallücken konnten teilweise nicht so schnell aufgefüllt werden, wie beispielsweise Konserven, Mehl, Teigwaren oder auch Hefe nachgefragt wurden. Toilettenpapier und Plexiglasscheiben vor den Kassen wurden zu Sinnbildern des ersten Lockdowns.
Ein schönes Phänomen der Wertschätzung: Viele Kunden, nicht selten verunsichert von der Ausnahmesituation, bedankten sich speziell in den Frühjahrsmonaten bei EDEKA-Kaufleuten und -Marktteams für zusätzliche Beratungsleistungen und deren unermüdlichen Einsatz. Ende November folgte dann der zweite Lockdown, um die erneut stark steigenden Infektionszahlen in den Griff zu bekommen.
Besondere Zeiten – besondere Lösungen
In allen Bereichen des Groß- und Einzelhandels gingen unsere Mitarbeiter unter den Krisenbedingungen des vergangenen Jahres oft bis an ihre Belastungsgrenzen. Es ist der Zusammenhalt und das präzise Zusammenspiel sämtlicher Handelsstufen, das uns in dieser aufgewühlten Zeit ausmacht.
Unsere Schaltzentrale hinter den Kulissen ist das Präventionsteam. Hier laufen viele Fäden zusammen. Hier wird der kontinuierliche Kontakt zu den Behörden gepflegt, um ständig neue Verordnungen der Bundesländer für unsere Märkte, Logistik- und Produktionsstandorte in alltagstaugliche Maßnahmen zu übersetzen.
Während unser Einkaufsteam kontinuierlich dafür sorgt, dass sämtliche Artikel zur Belieferung der Märkte abrufbar sind, stellen die Kollegen in der Warendisposition die uneingeschränkte Nutzung von Planungssystemen sowie die Datenverfügbarkeit sicher. Insbesondere dann, wenn wie 2020 die Warennachfrage teils durch die Decke ging. Und waren einzelne Produkte tatsächlich kurzfristig nicht in unseren Märkten erhältlich, beschritten auch die Marktleiter ungewöhnliche Wege: Sie aktivierten auf dem kleinen Dienstweg eigene regionale Lieferantenkontakte.
Im Juni 2020 brachte die Bundesregierung die bis zum Jahresende begrenzte Mehrwertsteuerabsenkung von 19 auf 16 bzw. von sieben auf fünf Prozent auf den Weg. Nur zwei Tage nach Bekanntgabe der Maßnahme signalisierte EDEKA, die Steuersenkungen bundesweit vollumfänglich an die Verbraucher weiterzugeben. In der Abteilung Stammdaten standen unsere Mitarbeiter vor der Aufgabe, Mehrwertsteuer und Preise für über 800.000 zentralseitig gelistete Lager- und Streckenartikel zu ändern. Zudem wurden 2,5 Mio. lokale Artikel im Preis angepasst. Zum Stichtag 1. Juli hatte unsere IT sämtliche Preisdaten sowie Mehrwertsteuersätze an die rund 1.100 Märkte unseres Geschäftsgebiets verteilt – unter anderem für etwa 7.500 Kassen, 4.000 Waagen und Etiketten. Noch so eine beeindruckende Energieleistung.
Es liegt in der Natur der Sache, dass Logistikplaner, Lagerfachkräfte und Trucker vergangenes Jahr ebenfalls vor bisher nicht gekannte Anforderungen gestellt wurden. Die immens gestiegenen Bestellmengen seitens des Einzelhandels machten hinsichtlich der Lagerkapazitäten, Kommissionierungsleistung sowie der Auslieferung der Waren ein Höchstmaß an Flexibilität erforderlich. Hier ein paar eindrucksvolle Fakten: Der Bedarf an Lebensmitteln und Artikeln des täglichen Bedarfs wuchs zeitweise auf die dreifache Menge des üblichen Volumens an. Im Normalbetrieb war das nicht mehr zu bewältigen. Im Vergleich zum Vorjahresmonat stieg die Anzahl der Kundentouren im März 2020 um rund ein Drittel, dabei legten unsere Lkw-Fahrer für die Verbraucher über 800.000 zusätzliche Kilometer zurück.
Werkverträge auf der Abschussliste
Für unsere Produktionstochter EDEKA Südwest Fleisch hielt die Corona-Pandemie 2020 ein weiteres besonderes Kapitel bereit: Nach vermehrten Corona-Infektionen in deutschen Schlachthöfen, beschloss das Bundeskabinett im Mai vergangenen Jahres das „Arbeitsschutzprogramm für die Fleischwirtschaft“. Zentrales Element dieser strukturellen Veränderung ist das Verbot von Werkverträgen und Arbeitnehmerüberlassung in den Kernbereichen des Unternehmens. Bereits Anfang August 2020 stellte EDEKA Südwest Fleisch die Beschäftigung über Werkverträge ein. Seither zerlegt, produziert und verpackt unser Tochterunternehmen Fleisch- und Wurstwaren ohne Werkvertragsmitarbeiter. Und verzichtet seit Anfang April des aktuellen Geschäftsjahres zudem auf Arbeitnehmerüberlassung.